Review des Filmes HUNDSTAGE mit Spoilern
Inhalt:
Eine Wiener Vorstadt im Sommer – die Hundstage – es ist drückend heiss. Erzählt werden uns die Geschichten von verschiedenen Leuten in nicht geordneter Reihenfolge.
Da wären: Anna, eine zurückgebliebene junge Frau, die den ganzen Tag per Anhalter durch die Gegend fährt und die Menschen zur Weissglut bringt – ein prollender Calibra-Fahrer der seine junge Freundin schlägt – Alarmanlagenvertreter Herr Hruby mit seinen Problemchen – Ein Mann der mit seiner Ex-Frau in einem Haus lebt…und sie lädt ihren Liebhaber ein – Einem alten Mann der seiner toten Frau nachtrauert…mit Hilfe seiner Haushälterin – Eine Lehrerin, die sich in Swinger-Clubs und mit einem assozialen Zuhätertyp vergnügt…bis dieser einen versoffenen Kumpel mitbringt.
Fazit:
Der Film ist eher wie eine Dokumentation als ein Spielfilm gedreht. Die Optik ist stets nüchtern und hält die Geschehen objektiv fest.
Die Schauspieler sind grösstenteils Laien und Amateure, machen Ihre Sache aber phänomenal!
Die Geschichten werden nicht chronologisch erzählt, zwischendurch wird immer ein bisschen weitergesponnen um dann mit den nächsten Protagonisten weiterzumachen.
Erschreckend real kommt das ganze denn auch rüber. Pro Geschichte steigert sich das Geschehen bis zum Siedepunkt. Man kann die Hitze, die Gewalt und die Aggressionen die vollen 120 Minuten hindurch fühlen! Wenn die Lehrerin von den zwei Asozialen erniedrigt wird – gedemütigt, gezwungen zum singen, geschlagen und in die Toilette getaucht – das ist harter Tobak! Und die Kamera filmt nicht dezent weg…
Auch vor sexuellen Aspekten wird nicht halt gemacht. Wir bekommen u. a. eine Szene im Swingerclub zu sehen, bei dem ebenso nichts verdeckt wird – keinesfalls kommt aber z. B. der kurz zu sehende Blowjob aufgesetzt rüber. Er wäre für den Film nicht zwingend notwendig gewesen, wirkt aber auch nicht deplaziert. Ungeschminkt zeigen einige Szenen eben die Leute wie sie sind – keine Hochglanzmodels ohne Ecken und Kanten – Frauen die die besten Jahre etwas hinter sich haben (Figurmässig
), sowie Männer die man auch in jedem Freibad so zu sehen bekommt…
Da keine einzige der Figuren auch nur ein bisschen sympathisch ist – und dies auch nicht sein soll – bekommt man 120 Minuten lang quasi einen Schlag in die Magengrube! Unverblümt wird die Welt der spießigen Kleinbürger gezeigt wie sie ist – pervers! Man kann sich jederzeit ins Gedächtnis rufen, dass die Szenerie nicht gestellt ist, sondern jederorts ebenso sein kann wie sie hier dargestellt wird. Das unangenehme Gefühl beim sehen, das schockierende Gefühl…es bleibt durchweg erhalten.
Zu guter letzt möchte ich noch anmerken, dass der Film eigentlich keinen Anfang und keinen Schluss hat – man wird mitten ins Geschehen geworfen, mitgezogen und am Ende sich selbst überlassen. Die Geschichtchen gehen zwar auf und kommen zu einem Ende – man weiss aber als Zuschauer, dass eigentlich nichts vorbei ist und es genauso weitergehen wird… Der Kontrast den die Schlusszene setzt passt ebenso sehr gut – pervers und normal liegen eben nicht weit auseinander…
Ach ja... der Film wird in österreichisch gesprochen was es mitunter einigen schwer machen könnte ihn zu verstehen - manchmal musste ich auch genauestens hinhören
Alles in allem kriegt er von mir 8/10 Punkten