LAND OF THE DEAD

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Lange hat es gedauert. Als George A. Romero 1968 mit "Night of the Living Dead" den Zombie in das, wie wir ihn heute kennen, nämlich als fleischfressendes, instinktgetriebenes Wesen, umfunktionierte wusste er sicherlich nicht, welche Folgen dies haben würde. Ja, der Zombiefilm wurde zu einem der beliebtesten Subgenres im Bereich Horror/Splatter. Dabei gab es, wie sooft, grosse Klassiker, wie auch Gurken, die man am besten schnell vergisst. Richtig in Fahrt kam der extrem splatterlastige Zombiefilm allerdings mit dem wohl grössten Zombieklassiker überhaupt, und wieder mal war es Romero, der ihn schuf. "Dawn of the Dead" auch als "Zombie" bekannt war es letztendlich, der für die unglaubliche Welle italienischer Splatterzombies verantwortlich gemacht werden dürfte, selbst wenn es diese Filme in geringerem Maße auch schon vor ihm gab. Egal, welcher der Klassiker nun Favorit ist, an die apokalyptische Atmosphäre eines "Dawn of the Dead" kamen die ganzen Nachahmer nicht heran. So dümpelte es dann weiter und Romeros Trilogie fand mit "Day of the Dead" ihren Abschluss. Natürlich aber nicht der Zombiefilm.

Nachdem Anfang der 90er mit "Braindead", "Return of the Living Dead 3" und "Dellamorte Dellamore" der Höhepunkt erreicht war, kam erstmal nix mehr, zumindest wenig wirklich erwähnenswertes. Das Spiel "Resident Evil" entfachte aber durchaus wieder Interesse an der Thematik, zumindest in den Köpfen vieler Leute. Auch der Independent "Untergrund" bediente sich immer wieder der Zombies und der Horrorfilm im allgemeinen erlebte durch Filme wie "Scream" wieder ein kleines Revival, dass wenigstens einen Teil der Leute zu den Klassiker des Horrorfilmes brachte. Paul A. Anderson machte sich das dann irgendwann auch zu Nutze mit seiner eher mieserabelen Videospieladaption "Resident Evil". Aber das war nicht alles. Mit "28 Days later" legte Danny Byole einen sehr düsteren und gelungenen Zombiestreifen hin. Ja, die Zombies waren anscheinend wieder im kommen. Weitere Filme der letzten Zeit, seien es "Resident Evil 2", das extrem gelungene "Dawn of the Dead" Remake, der sehr ulkige "Shaun of the Dead" und sogar deutsche Teenie-Komödien mit Haudraufhumor ("Nacht der lebenden Loser"), bedienten sich auch der Untoten Gesellen.

Nachdem Romero schon bei "Resident Evil" (und man leider Gottes Anderson dann auf dem Regiestuhl Platz nehmen liess) im Gespräch lag und für den zweiten Teil des Spiels wenn ich mich recht entsinne sogar einen Trailer gedreht hatte kursierten schon Gerüchte. Irgendwann bestätigte es sich immer mehr : Ein vierter Teil seiner Trilogie wird kommen. Doch es gab Probleme. Es verzögerte sich immer mehr. Romeros Name war ja auch nicht mehr der beste, denn Filme wie "Two Evil Eyes" oder auch "Bruiser" rissen nicht gerade vom Hocker. Allgemein schuf Romero nur wenig wirklich anständige Filme abseits seiner Zombieschinken. Zweifel machten sich breit, ob Romero diesen Film überhaupt durchziehen wird und wenn ja, wird er dann gut sein?

Die Handlung spielt in der inzwischen von Zombies besetzten Welt. In wenigen Städten verschanzen sich die Menschen. Eine davon ist Fiddlers Green. Kaufmann (Dennis Hopper) hat die Stadt in der Hand. In einem Hochhaus leben die Reichen und Vermögenden Leute, der Rest schlägt sich in den Slums durch. Einige Trupps werden von Kaufmann dafür bezahlt, dass Vorräte aus anderen Städten, die ausgestorben sind zu beschaffen. Eine daovn ist unter der Leitung von Riley (Simon Baker). Der grosse Vorteil ist die Maschine "Dead Reckoning" ein hochbewaffneter und gepanzerter Bus, ohne den diese Ausflüge unmöglich wären. Cholo (John Leguizama) allerdings nutz dies, um einige Güter zu besorgen, die ihm Extrakohle beschaffen. Sien Ziel ist eine eigene Wohnung und ein Platz in der High Society. Nebenbei erledigt er Kaufmanns Drecksarbeit. Als er mitbekommt, dass er verarscht wurde, entführt er die "Dead Reckoning" und will die Stadt beschiessen. Riley soll die Maschine nun wiederbeschaffen. Natürlich verfolgt er seine eigenen Ziele. Doch nicht nur das sorgt für ein Problem. Die Zombies entwickeln langsam eine gewisse Intelligenz und sie sind auf dem in die Stadt.

Das ist ein grober Überblick über die Handlung. Dahinter verbirgt sich auch mehr, aber es würde den Rahmen Sprengen das alles zu erklären. Jedenfalls war oich gestern in der Sneak doch recht überrascht, dass der Film eine zwar relativ simple, aber sehr gut durchdachte Geschichte hat. Gerade bei dem Kultstatus der drei Vorgänger hätte man sich da wesentlich weniger Mühe geben können und sich auf alte Muster und einen wesentlich grösseren Zombieanteil beschränken können. Die Zombies spielen so zwar eine grosse Rolle, aber die Haupthandlung bietet mehr, als blosse Zombieaction.

Natürlich fliesst ein gewisser Grad Gesellschaftskritik mit hinein, wie teilweise auch schon bei den vergangenen Filmen. Das Verhalten der Menschen wird hier in einer Extremsituation dargestellt, in der sich die charakterlichen Schwächen des Menschen offenbaren. Diejenigen Privilegierten mit Geld, leben auf Kosten der normalen Bürger, was sich in so einer Situation natürlich noch arg verschlimmert. Die "normalen" Menschen werden bewusst unten gehalten, ausgenutzt und wenn es hart auf hart kommt, dann will derjenige, der der Nutzniesser dieses ungleichen Verhältnissses war oft, seine Verantwortung (die Hoppers Charakter Kaufmann hier oft genug betont) nicht wahr haben. Überleben der Stärksten, wobei Stärke nur noch finanzieller Besitz und Skrupellosigkeit ist.

Auch durch den Aspekt der intelligneter werdenden Zombies wird der Film interessanter. Sie beherrschen bzw. lernen während des Filmes Problemslösung, werden wieder menschenähnlicher. Wodurch der Kampf gegen sie andere Qualitäten annimmt. So überrascht das Ende, welches insgesamt leider etwas unspektakulär geraten ist, dann auch nicht sonderlich. Jedenfalls ist es echt sehr unterhaltsam und "faszinierend" dabei zuzusehen, wie die Zombies intelligenter werden. Man freut sich geradezu, wenn sie wieder etwas neues lernen bzw. entdecken, nicht unbedingt weil sie damit jetzt mehr Chaos anrichten können, sondern weil es im Kontrast zu der ganzen Vernichtung etwas positives hat. Fast schon wie man sich die Anfänge der Menschen vorstellt, erst dumme Primitivlinge, die nach und nach lernen, sich in ihrer Umgebung zu Recht zu finden, Dinge zu benutzen, um etwas anderes damit zu erreichen.

Selbstredend ist das ein riesiges Plus für den Film, aber in erster Linie ist es nun ja ein Horrorfilm und muss demnach auch andere Qualitäten haben. Und die hat der Film definitiv. Da die Zombies nachts angreifen bzw. angegriffen werden spielt ein nicht geringer Teil des Filmes im Dunkeln. Sowas zieht schonmal immer gut. Da Romero auch kein Anfänger auf dem Gebiet Zombiefilm ist, überrascht es dann nicht, dass die Stimmung schön düster ist und auch dementsprechend eingefangen wurde. Besonders gelungen ist die Szene, in der die Zombies aus dem Wasser steigen (nein, keine "Zombie Lake" oder "Shockwaves" Einlagen ;) ). Sieht richtig gut aus. Neben der guten Atmosphäre gibt es auch einige gelungene Schockeffekte, die einen dann schonmal leicht zusammenzucken lassen.

Die andere Art Schockszenen auf die vor allem die Splattergemeinde gespannt sein dürfte, sind die Bluteffekte. Zwar sind diese überwiegend am Computer entstanden (Einschüsse, etc.), aber die KNB FX Group hat saubere Arbeit geleistet, so dass das dann auch vernünftig ausschaut. Zur Anzahl sei gesagt, dass es unzählige Einschüsse, Kopfschüsse, etc. gibt, bleibt bei einem Zombiefilm ja nicht aus. Abgesehen davon dürfen auch einige Fressszenen nicht fehlen. Wer erwartet, dass der Splattergehalt so hoch wie in den 80ern ist, der wird sicher enttäuscht sein, aber wer in dieser Beziehung das "Dawn" Remake schopn gut fand, der wird sich auch hier freuen können und absolut zufrieden sein. Natürlich sind die Zombiemasken auch grösstenteils ordentlich gelungen. Die Darstellerriege um Asia Argento, Dennis Hopper, John Leguizamo und Simon Baker macht ihre Sache auch sehr gut. Gerade der Oberzombie kommt sehr glaubhaft rüber.

Fazit : Sehr interessanter und auch schön blutig-atmosphärischer Zombiefilm. Auf jeden Fall eine würdige Fortsetzung, wenn der Film auch nicht so ein absoluter Überkracher ist. Dafür ist das Ende zu unpektakulär und man hätte den Film allgemein in manchen Szenen ausdehnen könne, gerade was das Leben in der Stadt und das Chaos am Ende betrifft. Wäre wünschenswert gewesen. Trotzdem uneingeschränkte Empfehlung.
I mean, that's what life is : a series of down endings.

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Zitat von: "Necronomicon"

Der Gore Gehalt war mir für einen Zombiefilm und für Romero einfach zu wenig.


Es gibt aber viele andere Zombiefilme, u.a. auch Night of the Living Dead von Romero, die um einiges harmloser ausfallen. Klar, die haben andere Qualitäten, aber darum geht es ja beim Gore nicht. Abgesehen davon gibt es viele andere harmlosere Romerofilme ;)

Zitat
Warum sind denn nu alle zu Zombies geworden ? In den Vorgängern wurde dies immer schnell erklärt, hier hat man vergeblich drauf gewartet.


Sollte das von daher nicht schon klar sein ;)

Zitat
Das Ende war so unspektakulär, das man meinen sollte, hier wollten alle schnell in Urlaub also mußte der Film auf Teufel komm raus fertig gestellt werden. Das hätte man auf jeden Fall besser machen können !


Da geb ich dir aber uneingeschränkt recht ;)
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Zitat von: "wishmaster"
Der Film steht bei mir in einer Reihe mit Romeros Bruiser!


 8O *umkipp*
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Zitat von: "Max_Cherry"
Zitat von: "wishmaster"
Der Film steht bei mir in einer Reihe mit Romeros Bruiser!


hehe, ich sehe sie auch fast als gleichwertig an, nur bin ich wohl der einzige, der Bruiser gut findet.  :D


Sei froh, das sich das nicht zensiert hab ;) Gibt IMO nämlcih auch schlechtere Filme als Bruiser, aber Land of The Dead kann nur wegen der zu hohen Erwartungen und dem enttäuschenden Ende bei manchen zu jenen geraten ;)
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