Sodele, jetzt bin ich einigermaßen fit und versuch mal den Urlaub zu rekapitulieren - besser jetzt, wo noch alles frisch im Kopf ist um kein Detail auszulassen
Menschenskind, war das ne Tour, mein Bier-Count für diese Woche müßte so etwa bei 25-30 Litern liegen, ungelogen, neben Snowboarden und Grölen war das so in etwa die einzige Aktivität von uns 4 Proleten 8O
Wir waren zu viert,
- ein sehr guter Freund von mir und Sänger der Band die mir so nahe steht, außerdem Zivi in einem Behindertenwohnheim. Zudem der einzige mit wirklichen Französischkenntnissen, da er schon ein paar Jahre in FR gewohnt hat; einziger Skifahrer
- ein alter Schulfreund der vor ca. 4 Jahren nach Düsseldorf gezogen ist, dort sein Abi gemacht, eine Punkband mit-gegründet hat und jetzt als Zivi im Streichelzoo angestellt ist
Ein Chaot wie er im Buche steht - die schrägsten Einfälle, den höchsten Alk-Konsum, die lauteste Stimme... Supertyp!
- der Drummer derselben Punkband, kam als Nachbucher in unsere Gruppe, ich hatte ihn erst einmal auf nem Auftritt gesehen, ebenfalls ein dufter Kerl, FSJ-ler im Kindergarten, haben uns sofort blendend verstanden
- und eben Ich: 20 Jahre jung, Student in den ersten Semsterfereien, 2 Jahre Boarding-Abstinenz, leichte Franz.-Kenntnisse, fürs Baguettekaufen reichts
allesamt in den besten Jahren, man ist nur einmal jung
Hinfahrt und AnkunftstagAbfahrt war am Frankfurter Flughafen. Haben die beiden Düsseldorfer getroffen, die sind von DD bereits ein paar Stündchen gefahren und waren bereits halb-angetrunken, mittels einer Palette Dosenbier im Handgepäck.
Die Fahrt war "nett" - ein paar Liedchen geträllert, Gerstensaft konsumiert, Musik, Schlafen, Lesen, Essen - normale Busfahrt eben
Schon hier hat sich rauskristallisiert, dass wir 4 mit Abstand die "etwas extremere" Gruppe waren, 2 ältere (50+) Pfälzer waren noch da, die waren auch sehr cool, der größere Rest war in unserem Alter aber von denen hast du nicht viel gehört. Nach der größeren Schlafphase waren wir auch schon in der Schweiz, kurze Zeit später in Frankreich, die letzten beiden Stunden nur noch Serpentinen ins franz. Gebirge nach Super-Dévoluy, ca. 60km südlich von Grenoble. (@Matze: Es ging nach Fr., weil der Anbieter dort die mit Abstand besten Preise hatte: 250¤ für Wohung, Skipass und Bus ist nicht zu übertreffen
) Man sah direkt, dass der "Ort" nur fürs Skibebiet hochgezogen wurde, da er quasi nur aus einem großen Hauptgebäude und ein paar Chalets bestand, der Lift der Talstation war 20m vom Gebäude entfernt, in diesem gabs den einzigen (fucking teuren) Supermarkt, Pubs, 2 Dissen, etliche kleinere Shops und Bäcker, die relativ preiswerte und super-leckere Sandwiches verkauft haben.
Nach der Ankunft begrüßte uns unsere (geile und sehr coole) Reiseleiterin
PIA, und wir begrüßten sie ebenfalls, sie war glaub ich 26 und bereits von Anfang an von uns begeistert, hähä
Der Ausruf
Piaaaaaaa wurde zum Running-Gag.
Pia zeigte uns das Haus und unsere Stammkneipe, Happy-Hour von 5 bis 9, 2 Bier für 2 Euro - hier war unser zweites Zuhause.
Unser Appartment: 31qm, Küche, Bad, WC, Ausziehcouch, Hochbett, Schlafzimmer, Kühlschrank, Balkon - unsere Nachbarn sollten uns lieben lernen
Ich hatte PC-Boxen dabei und nen mp3-Player mit vorwiegend lauter Gitarrenmusik (SOAD, SUM41, Rammstein), etwas HipHop und OST's (FALINLV, BluesBrothers). Außerdem war ein Discman und etliche andere Musik am Start - das ToteHosenUnplugged Album sollte noch eine maßgebliche Rolle spielen.
Nach dem ersten Treffen mit Pia und den anderen Reisenden in der Kneipe, namentlich "La Fournaise" (der Backofen), gabs daheim erstmal ne dicke Curling-Session, sprich Boden bewässert, eingeseift und Raviolidosen zweckentfremdet. Nach ner halben Stunde sah das Zimmer bereits aus wie nach nem Hurricane
Gegen 11 ins Bett, ich bestand drauf um 8:30 aufzustehen, weil ich viel zu geil aufs Boarden war! Ich war eigentlich auch immer als erster wach und konnte mir jeden morgen neue Weck-Grausamkeiten für die anderen ausdenken 8)
1. TagEndlich wieder Schneebrettfahren, ich war seelig. Bin noch meine Anfänger-Einstellung gefahren (30/15, wens interessiert), die späteren Tage hab ich andere ausprobiert (20/5 und letzendlich 15/-5) und siehe da: Alles klappte besser, seien es Sprünge, Switchfahren oder Kurzschwünge - bin auf den Gebieten zwar noch Anfänger, aber ich lerne schnell. Das Skigebiet war auf jeden Fall ok, nicht übermäßig groß, ca. 100 Pistenkilometer, aber schöne rote und schwarze Pisten, Waldstücke, 3 (!) kleine Funparks und ein Boardercross. Das Geilste aber waren die Bedingungen: Am Ankunftsag war es das einzige Mal bewölkt und es fielen 30cm Neuschnee, seit dem ersten Tag war nur noch Sonne angesagt, keine Wolke am Himmel, Temperaturen um den Gefrierpunkt und vor allem: fast vollständig freie Pisten, einfach nur traumhaft 8)
Da das Skigebiet relativ klein war und nur wenig Andrang bestand, wurden wir mit der Zeit wohl immer bekannter, denn es drehten sich immer weniger Leute um wenn wir singend im Lift fuhren, und wir fuhren VIEL Lift
Die Playlist reichte von den bekannten Fastnacht-Ballermann-MickyKrause-Proleten-Songs über deutsche Rockmusik bis zu Kinderliedern, die uns unser FSJ-ler beibrachte.
Abends kam erstmal Pia zu Besuch, betritt den Raum und war wohl etwas perplex... "Wie lange wohnt ihr hier? 3 Wochen?". Sie hatte Gutscheine für ne Kneipentour und ein Gratis-Mittagessen dabei, wir haben es dankend angenommen, Ehrensache. Übrigens hatten wir die Kaution über 300¤ geviertelt, ich hatte eigentlich immer die Befürchtung das Geld nicht wiederzusehen...
Auf der Kneipentour haben wir gemerkt, dass da eigentlich nur Holländer waren, die anderen deutschen Jugendlichen waren nicht gerade kommunikativ (mit uns) - nur ne Gruppe Dresdnerinnen war ganz in Ordnung, aber irgendwie hat man sich nie richtig kennengelernt - schade eigentlich... daheim gab es Nudeln, wie jeden Tag, wirklich JEDEN Tag... dann ins Bett.
2. TagSo langsam kam Routine rein: Aufstehen um halb 9, Früstücken (wobei ich beim Anblick unseres Tisches fast jeden morgen hätte kotzen können, ebendieser Tisch war auch unser größtes Problem im Kampf um die Kaution...)
Der Drummer begrüßte wie jeden morgen mit der ersten Kippe das Skigebiet mit den Worten "GUTEN MORGEN FRANKREICH" vom Balkon aus. Wieder auffe Piste, alles wie gehabt, immer öfter waren wir irgendwo im Backcountry, weils da einfach geiler war: Powder, Sprünge mit weicher Landung, Wald zum Kurzschwünge-Üben und ein Porno-rama vom Feinsten. Abends gings in die Fournaise, in Badehosen (ich nicht, hatte keine dabei). Mein Kollege hatte als Schuhwerk nur seine Cowboystiefel mit, das sollte sich noch als Fehler rausstellen, aber mit den Badehosen gab es ein Bild für die Götter ab
Zum ersten Mal bestellten wir
jeweils 10 Bier (0,25l) für 10¤, dieses Mal wurden wir noch schräg angeschaut, besonders vom Wirt, als wir uns mit 40 Bier an den Tisch setzten. Wir hatten auch schon ordentlich vorgeglüht und natürlich mußte einer abkacken - und natürlich auch der, der am bescheuersten aussah in seiner Badehose und den Cowboystiefeln
Zwischen Kneipenklo und Bett mußte der Gute ca. 7 Mal kotzen, die Schuhe haben seine Fähigkeit der Fortbewegung nicht gerade verbessert
Ich war auch seehr gut dabei, aber zum erbrechen hätte es schon mehr gebraucht.. bin ins Bett gefallen wie ein Stein, dank eines Gläschens Wiskey als Betthupferl.
3. TagFrei nach dem Motto "Wer saufen kann, kann auch snowboarden" weckte ich die anderen wie gehabt um 8:30 mit einem improvisierten Schlagzeug aus Bierdosen. Wieder ging es auf die Piste, unserem Kotzbrocken ging es eigentlich recht gut, so wie ich das beurteilen konnte. Ich weiß noch wie wir im Lift über Schußfahren geredet haben (er war der einzige Skifahrer), weil das beim Snowboarden imo eher selten der Fall ist, dass man vollständig auf der Lauffläche fährt - mein Urteil: Schußfahren ist langweilig, seins war: geht voll ab!
Nächste Piste, rot, etwas steiler, hügelig. Die Boarder vorne, der Skifahrer hinten - er fährt Schuß, guckt kurz auf mich (einfach so, ich war nicht im Weg), übersieht nen Hügel, legt sich hin, Kreuzband überdehnt :x :?
Verdammte Kacke, da warens nur noch 3
Da wir drei schon unten waren haben wir es gar nicht mitbekommen, haben ne Zeit gewartet und ihn dann gesucht, vergeblich. Als ich allein von der Piste kam treff ich ihn vorm Hotel, hinkend. Er wurde abgeschleppt, nachdem eine Gruppe Soldaten, die die ganze Woche lang den Berg hochlatschen durften, Hilfe geholt hatten. Er nahm es locker, er nimmt eigentlich alles locker, hat mir sogar von seiner Fahrt vorgeschwärmt, mit was für nem Affenzahn die den Berg runterheizen - 275¤ kostet der Spaß, das zahlt die Versicherung, die 100¤ Arztgebühren fürs Röntgen leider nicht.. den Rest der Zeit in der wir am Boarden waren verbrachte er mit Lesen, wir haben natürlich bei ihm die Pausen eingelegt, ich glaube er nahm es wirklich nicht schwer - aber es tat mit echt Leid für ihn... naja, Shit-Happens, abends gings wieder in die Kneipe, diesmal aber nur 5 Bier für jeden, der Wirt schien enttäuscht zu sein - an diesem Abend machten wir uns bekannt, er hieß Jean-Pierre und konnte uns gut leiden, im Gegensatz zu unseren Nachbarn, denn wir spielten immer öfters das besagte Hosen-Unplugged-Konzert und grölten besonders gern bei "Wir werden Weltmeister" mit - war das ein Fest! Trotzdem gab es noch keine Beschwerden, wir wußten das rechts neben uns die anderen (braven) deutschen Jugendlichen wohnten, links lebten Franzosen.
Zum ersten Mal haben wir den Tisch gesäubert, da irgendein blaues Zeug drüber gelaufen war und sich langsam verfestigte - sauber blieb das Teil jedoch nur ein paar Stündchen
Ich hatte die Kaution bereits abgeschrieben. Zwar ging nix kaputt, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass wir am Samstagmorgen das Zimmer um 9:30 pickobello verlassen würden.
4. TagBoarding-mäßig nichts Besonderes, abends in die Bar. Wenn dir der Wirt die Hand gibt weißt du: "Hier biste Chief" - da er letztes Mal so traurig war bestellten wir 44 Bier und sangen Lieder. Zwei Runden gabs dann auch noch umsonst, danke Jean-Pierre!
5. TagDas Selbe in grün, sonst gab es aber auch keine Aktivitäten, die nicht übermäßig viel Geld gekostet hätten. Nach dem Boarden räumten wir richtig auf, machten alles sauber, sammelten schonmal Müll und putzen ein wenig. Des Nachts machten sich unsere Stühle selbständig, irgendwie flogen sie alle vom Balkon, keine Ahnung wie sowas passieren kann...
Diesesmal gabs auch etwas Protest: Auf dem Gang öffnete eine Frau die Tür und schreit "Tout les soirées la même chose, putin merde!", das wars dann aber auch schon.
6. TagLetzter Tag, ich bin extrafrüh raus, ich wollte diesmal nicht auf die anderen warten. Die erste Zeit fahr ich also alleine und leg mich erstmal so richtig schön aufs Maul, ein kleines Veilchen ist der Dank für diesen Sturz, außerdem gabs Applaus vom Lift aus... sonst ist aber nix passiert, außer einer Menge blauer Flecken gehts mit blendend
Tjaja und dann war auch schon der letzte Abend.. ab in die Fournaise 40 Bier trinken, vom Wirt verabschieden und völlig besoffen aufs Zimmer. Aufm Weg noch ne ganze Menge Purzelbäume geschlagen (außer natürlich dem Hinkebein...) und im Zimmer flogen schon wieder Stühle ausm Fenter, aber alle wurden wiedergeholt - nackt. Dann war unser Verletzter bereits fertig mit der Welt, aber wir drei konnten uns noch zu einer absolut geilen Session entschließen: Mit Boxershorts, nem Eimer Sangria, Strohhälmen und unserer Kaffemaschine ging es in den nächsten Fahrstuhl und die Party ging weiter, auf und nieder immer wieder. Die, die das Teil benutzen wollten (5 Holländer und 2 Slowaken) wurden herzlich eingeladen sich dazu zuquetschen, nur einer nahm das Angebot an und half uns beim Trinken
Zurück im Zimmer sind die andern beiden irgendwie recht früh eingepennt, nachdem wir noch aus voller Kehle "Wir werden Weltmeister" gesungen hatten. Als alle außer mir schon am pennen waren hämmert es auf einmal an die Tür (Musik lief noch) und eine Männerstimme sagt: "Ouvriez, c'est la police" 8O Ich war erstmal so geschockt, dass ich beinahe geöffnet hätte bis mir klar wurde: "und wenn das nicht die Bullen sind, sondern einfach nur Typen die dich mal so richtig fett verprügeln wollen?" So oder so, es hätte Stress bedeutet: Also Tür zugelassen, Musik ausgemacht, untern Tisch verkrochen (mein Bett war belegt) und - begleitet von rythmischen Schlägen gegen die Tür - eingepennt.
AbreisetagRiesenkater, war ja klar. Erstmal zuende aufgeräumt, Gott sei Dank hatten wir am Donnerstag bereits den Großteil erledigt. Ich als Hauptbucher hatte den Stress mit auschecken, erst hatten wir nen Schlüssel verloren, der hat sich aber wieder gefunden - mir schien als ob mich alle in diesem Hotel entweder schief angucken oder mir mit erhobenem Daumen zugestikulierten. Bis zur Pia drangen keine Beschwerden. Ob das vor der Tür tatsächlich die Bullen waren werde ich nie erfahren (will ich auch nicht wirklich)..
UND ES GAB DIE KAUTION ZURÜCK, sogar ohne Abzüge, ich hätte es nicht für möglich gehalten
8) Die wurde dann teilweise in Baguette und Bier umgewandelt, wir mußten uns für die Rückfahrt rüsten. Wir saßen noch 7 Stunden im Hotel rum bis endlich der Bus abfuhr. Sehr früh merkten wir, dass man doch etwas abgeneigt gegen unsere Lieder war und wir hielten die Klappe, ich hab die halbe Fahrt gepennt, das war auch gut so. Um 5:30 lag ich heute morgen im eigenen Bett.
Geilomat!