Elephant

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Offline Ed

  • Die Großen Alten
    • "The Feminist"
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    ;-)


    Elephant


    Originaltitel:  
    Elephant

    Alternativtitel:  
    -----

    Drehort:  
    Amerika

    Erscheinungsjahr:  
    2003

    Lauflänge:  
    78:00 (PAL, uncut)  

    Regisseur:  
    Gus van Sant

    Darsteller:  
    John Robinson
    Alex Frost  
    Elias McConnel  
    Eric Deulen  



    Story:

    Die stumme Kamera zieht ihre monotone Bahnen hinter scheinbar in keinem Zusammenhang zueinander stehenden Jugendlichen einer Highschool. Jeder geht seinem Leben as usual nach: Sport, Bullimie, Fotografie und tratschen. Nur Alex und Eric, zwei Aussenseiter, werden heute ihren Namen in die Geschichte eingehen lassen. Mit mehreren Taschen voller schwerer Geschütze laufen sie in aller Ruhe durch die Gänge und beseitigen wahllos Lehrer und Schüler. Mit dabei, die stumme wiedergebende Kamera...


     
    Kommentar:

    Vor Genuss des Filmes sollte man sich erst einmal mit der Namensgebung des Filmes auseinandersetzen, da er fundamentale Informationen zum Verständnis des Filmes liefert: Elephant. Als Gus van Sant den Kurzfilm Elephant - 40minuten Mord (auf der DVD als Bonus enthalten) sah dachte er zuerst an das alte Gleichnis vom Elefanten in dem es darum geht, dass 3 Blinde je ein Teil des Elefanten nur fühlen können, jeder aber denkt, er habe mit seinem Teil das Wesentliche des Geschöpfes Elefant verstanden und erkannt. Gus van Sant sah den Kurzfilm und interpretierte die Geschehnisse auf den Nordirland Konflikt und die Berichterstattung darüber in diesem Licht. Jeder Journalist sah nur einen einzigen Auslöser und eine Erklärung für den Konflikt als von primärer Wichtigkeit an, dass das Geflecht weit tiefergreifende Strukturen aufweist und mit Sicherheit aus einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren entstand wurde nie erörtert. Tatsächlich meinte der Regisseur aber ein altes Sprichwort im Sinne von Vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen können, aber für Gus van Sants Werk stand das beschriebene Gleichnis im Vordergrund.
    Der Film scheint, wenn man die oben genannte Geschichte nicht kennt, polemisch und hetzerisch sowie im starken Sinne die Materie vereinfachend. Denn im Film wird jedes von den Medien noch so erdenkliche Klischee innerhalb kurzer Zeit auf die 2 Täter projiziert: im Unterricht mit Papier bespuckt, Ego Shooter Fans, leicht rassistische Tendenzen und die für viele das Fass zum überlaufen bringende Szene in der sich die beiden unter der Dusche küssen, welche aber in der Tat die stechende Ironie mit der das Werk dann latent doch die teils haarsträubenden Erklärungen der Medien normativ darstellt. Wer sich also daran mokiert, der Film sei Klischeebeladen und polemisch, der sollte sich den Film nochmals mit dem Wissen des oben beschriebenen Gleichnisses vom Elefanten ansehen und wird den Film in einer noch nie zuvor gesehenen Perspektive der Ironie und medialen Kritik sehen. Denn das ist der Film: eine Parodie auf die teils abwegigen und vor allem in der Medienwissenschaft völlig veralteten Erklärungsversuche der Medien. Durch Zusammenfassung aller dieser Erklärungen entstand dieses kontroverse Meisterwerk, das aber über den inhaltlichen Aspekt hinaus noch weitaus mehr zu bieten hat: filmische Kunst!
    Minutenlange Plansequenzen ohne Cuts, eine Storyline, die sich wunderbar mit zunehmender Zeit mehr und mehr verflechtet, wenn die Schüler sich mehrmals aus verschiedenen Blickwinkeln über den Weg laufen. Zeitsprünge, Vorwegnahmen sowie Rücksprünge in der Chronologie wurden harmonisch und perfekt miteinander verschmolzen. Untermalt mit teils klassischer Beethoven Musik, teils völlig kommentarlos folgend ist die Kameraarbeit in Elephant völlig objektiv als eine Meisterleitung zu bezeichnen.
    Gus van Sant bietet keine Ansätze der Erklärung, er stellt diese lediglich ohne Kommentar zur Debatte. Dies hat eine stechende Selbstparodie der Argumente zur Folge, sie disqualifizieren sich quasi selber durch Polemik und medienwissenschaftlich völlig veraltete Thesen, wie die vom persuasiven, allmächtigen Medium.
    Der Film stellt somit filmisch, erzählerisch sowie inhaltlich eine Meisterleistung dar und ist darüber hinaus auch mit 78minuten sehr frisch erzählt. Alles längere wäre aller Wahrscheinlichkeit nur zur Probe der Nerven geworden durch die erwähnten scheinbar endlosen Plansequenzen in denen die Kamera nur dem Protagonist kommentarlos durch das Gebäude folgt.
    Ansehen und sich selber zwingen lassen Gedanken zu den Ansätzen zu machen, denn das ist die Absicht und die Valenz des Filmes und noch einmal gesagt: nicht die normative Bewertung dieser, diese muss man schon selber für sich erschließen!




    Fazit:

    Film 9/10
    Anspruch 8/10


    Crash_Kid_One

    • Gast
    Argh ...

    Dieser Film ist einfach nur ärgerlich und plakativ.

    Oder ich habe ihn wirklich einfach komplett falsch interpretiert  8)