Originaltitel:
American Beauty
Alternativtitel:
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Drehort:
Amerika
Erscheinungsjahr:
1999
Lauflänge:
116:38 (PAL, uncut)
Regisseur:
Sam Mendes
Darsteller:
Kevin Spacey
Annette Bening
Thora Birch
Wes Bentley
Story:
Lester Burnham ist augenscheinlich ein spießiger Amerikaner wie man ihn sich vorstellt. Sein Leben geht einen geregelten, aber stinklangweiligen Weg: eine piekfeine, saubere Vorstadtgegend mit einem eigenen Haus, einem Familienvan und eine Frau, bei der sogar die Farbe der Gartenhandschuhe zu der ihrer Gartenschuhe passt. Lester könnte ein mit sich und der Welt zufriedener Mensch sein, doch er ist angewidert davon, von sich und seiner kranken Umwelt.
Als seine Tochter Jane eines Tages den Fehler begeht ihrem Vater ihre Freundin Angela vor die Nase zu führen, bricht in Jane's Vater der schon lange schlummernde Rebell an die Oberfläche. Sein neues Leben wird so gestaltet wie er es sich vorstellt und wenn er sich im Ehebett einen runterholen möchte, dann tut er es auch und macht es nicht heimlich wie sonst jeden Morgen unter der Dusche. Der Job wird gekündigt, denn auch ein Job als Hamburgerbräter scheint gut genug, er entdeckt seine Leidenschaft fürs Grasrauchen wieder und für Angela schmeißt er sich sogar wieder unter die Langhantel und stählt seinen aus der Form gekommenen Körper.
Jane, die ihren Vater für einen Loser hält fängt zur gleichen Zeit mit dem neu eingezogenen Nachbarsjungen, dem eigenwilligen aber faszinierend erscheinenden Ricky Fitts eine Beziehung an und auch die Mutter Carolyn sucht sich ihre sexuelle Abwechslung bereits anderweitig.
Das so nichts gut gehen kann zeigt sich bald und die Ereignisse nehmen in einer verregneten Nacht ihren tragischen unaufhaltsamen Lauf...
Kommentar:
"Look Closer..."
Das Leitmotiv durch den ganzen Film, "Look closer...", ist in ganz besonderer Weise faszinierend, denn hinter diesem kurzen aber gewichtigen Satz steckt bereits fast die gesamte Aussage des Filmes: der Anschein der trügerischen Fassade des Mittelstandes mit samt seiner aufgesetzten Zufriedenheit ist meist nicht so wie es scheint, deshalb "...sehen sie genau hin..." (dt. Übersetzung, nach Cover).
American Beauty ist der Film, der es geschafft hat mich echt vom Hocker zu hauen. Noch nie hat ein Film mich so überrascht wie dieses Oscargekrönte Meisterwerk von Sam Mendes. Ein am Ende trauriges, zwischen Zynismus und Kritik schwankendes Werk, das mich in seiner gesamten Gesellschaftskritik und Aussage wirklich bewegt und ergriffen hat. Die gesamte scheinheilig schöne Spiesßergesellschaft wird ausführlich demontiert und an den Pranger gestellt. Im Film wird wunderbar der materialistische Sinn der Gesellschaft klar aufgezeigt und grotesk dargestellt, wenn Carolyn, Lesters Frau, das ach so teure Sofa wichtiger ist als einfach nur zu leben und Spaß mit ihrem Mann zu haben.
Aber bitte nicht falsch verstehen, American Beauty ist alles andere als eine knochentrockene schwere Tragödie. Ganz im Gegenteil, man kann den Film auch ohne jeglichen Zeitaufwand für Interpretationen oder ähnlichen Ansinnen ansehen und einfach nur Spaß an Lester haben, wie er gegen alles rebelliert und einen absoluten Kultspruch nach dem anderen abliefert. Seine neue kindliche, gnadenlos offene Art mit allem umzugehen wird von der restlichen Umgebung nur mit Unverständnis quittiert. Aber ich will nicht zuviel von den wirklich guten, witzigen Momenten, die sowieso eher zur nicht nacherzählbaren Situationskomik gehören, vorwegnehmen.
Überhaupt hat Kevin Spacey in der Rolle von Lester Burnham eine unantastbare und außergewöhnliche Leistung abgeliefert, die völlig zu Recht mit einem Oscar als bester Darsteller belohnt wurde. Zu jeder Zeit nimmt man ihm die Rolle des rebellierenden Lester ab. Ein kurzweiliges und dennoch tiefgründiges Must-See der modernen Filmgeschichte!!
American Beauty ist also eine Tragödie sowie zugleich eine Komödie. Scheint nicht wirklich möglich zu sein, sich erfolgreich kombinieren zu lassen außer in einer schweren Tragik-Kömodie, die American Beauty aber nicht sehr gut beschreibt. Der Film schafft es vielmehr so unglaublich viele und vor allem verschiedene Facetten und Genres in nur einen Film zu packen, dass man sich ernsthaft die Frage stellen muss wie man das Gesehene denn nun einordnen könne. Das beste ist aber den Film einfach nur auf sich zu wirken lassen.
Dass ich American Beauty hier auf einer fast ausschließlich rein auf Horror ausgelegten Seite präsentiere liegt an dem absoluten Ausnahmecharakter des Filmes und ich möchte, dass ihn so viele Menschen wie möglich sehen, die eventuell (zu recht) Vorurteile gegen den Film, aufgrund seiner Hollywoodherkunft oder seines eher an Romanzen erinnernden Totels haben könnten. Doch immer wieder scheint Hollywood wirklich Filme zu produzieren, die man von überall her erwartet hätte, nur nicht aus Hollywood, wie zu letzt Fight Club, der übrigens aus dem gleichen Jahr stammt. Dass die Produzenten es sich getraut haben diesen doch recht brisanten Stoff, der ja schon eher gegen das Groß an Menschen spricht zu verfilmen muss gebührend respektiert werden und wurde dies auch bei der Oscarverleihung.
Der Lohn: 5 Oscars (Bester Film), Beste Regie (Sam Mendes), Bester Darsteller (Kevin Spacey), Bestes Originaldrehbuch (Alan Ball) und Beste Kamera (Conrad L. Hall).
Ein wirklich wunderbar "schöner" Film, der den Zuschauer mit der Wirklichkeit konfrontiert. Insbesondere eine meiner Lieblingsszenen in der Ricky, der Nachbarsjunge, seinen schönsten Moment auf Video mit Jane teilt ist das wohl beste was je über meinen Schirm geflimmert ist. Das "Sometimes there's so much beauty in the world, I feel I can't take it..." ist so natürlich und echt, dass man wirklich nur noch tief schluckt und nachdenkt. Nachdenken über alles, das ist die Intention des Filmes. Warum scheint alles was schön und glänzend aussieht so erstrebenswert und wird als schön angesehen und nicht das alltäglich wahrlich "Schöne", was uns in Wirklichkeit jede Sekunde umgibt? Was im ersten Moment abstoßend erscheinen mag, kann doch in der nächsten faszinierend erscheinen und erleuchten. Eine einfache Papiertüte, die mit dem Wind "spielt", ein toter Mensch oder ein lebloser Tierkörper. Oder sollten uns nicht eher Dinge wie eine tote Obdachlose, die erfroren nach einem kalten Wintertag am Straßenrand liegt berühren anstatt eines Luxussofas? Das Leitmotiv, die Augen aufzumachen und alles zu erkennen wovon der Anschein nur trügt wird sogar weitergesponnen und dem entgegengestellt, dass die einfachen Dinge doch den wahren Anreiz geben sollten zu leben.
Ich will nicht alles vorwegnehmen, also geht und holt euch dieses Meisterwerk...
Fazit:
Film 10/10