Hab mir den Film angesehen, er ist wirklich zu empfehlen.
Allerdings hat er ein paar kleine Besonderheiten:
Leider wird nichts kommentiert, sodass man sich ab und zu fragt,
was man dort genau zu sehen bekommt. Der Film ist genau so,
wie in der Beschreibng aufgebaut, nämlich eine „filmische Meditation
über die industrielle Nahrungsmittelproduktion“. Soll heißen:
Ohne dokumentarische Erklärungen wurde die Kamera eben an
verschiedenen Orten aufgebaut und hat den Alltag mit den
Umgebungsgeräuschen gefilmt. Das ist an sich auch sehr interessant,
da die Bilder meistens für sich sprechen und keiner weiteren
Kommentare bedürfen.
Schwierig wird es nur bei einzelnen Schritten der Produktion, wenn z.B.
Maschinen bedient werden, bei denen sich dem Laien die Funktion
nicht erschließt, oder es ganz interessant gewesen wäre, welche Pestizide
denn gerade verwendet werden (und zwar nicht zuwenig).
Z.B. wurden in der Geflügelproduktion Körbe voller Küken jeweils von einer Arbeiterin auf einen Tisch mit einer kleinen Box gestellt, die ein winig an diese alten Lochkartenstempler erinnert, die Arbeiter früher jeweils zu Schichtanfang -und Ende für ihre Lochkarten zur Arbeizzeitmessung benutzten. Dann wurde (sehr lieblos und routiniert) jeweils eines herausgenommmen, ganz kurz mit dem Kopf in die Öffnung der Box gesteckt und in den nächsten Korb geworfen. Beschädigte Küken (man kann es nicht anders sagen) wurden unter den Tisch in den Müll geschmissen. Ebenso erging es den Küken schon nach dem Schlüpfen (Bild unten): Arbeiterinnen nehmen jeweills eine Hand voll heraus, behinderte oder verletzte Küken bleiben im Korb, der am Ende des Förderbandes zur Seite ausgekippt wird, vermutlich in einen Müllkontainer oder Schredder.
Die direkte Tötung bei der Fleischproduktion ist nur gegen Ende des
Filmes einmal zu sehen, ansonsten sieht man mehr die Kadaververarbeitung.
Das oberste Bild in Barbrady’s Beitrag. Ein Arbeiter steitg auf die Stufen vor der Trommel und setzt das berühmte Bolzenschussgerät an die Stirn. Das Tier fällt dann sofort in sich zusammen. Dann dreht sich die ganze Trommel und das tote Rind rutscht auf die Förderrollen, woraufhin Hinterbeine an einen Haken kommen, während hinten bereits das nächste Rind aus dem Hintergrund in die Trommel tritt. Nachdem der Arbeiter die Haken befestigt hat, nimmt er wieder das Bolzenschussgerät, steigt auf die Stufen....
Was auffällt ist, dass die Rinder (die im Bild unten auch zum Decken benutzt werden) schon für die Fleischproduktion ziemlich überzüchtet wurden und sehr unförmig aussehen. Hätte mich mal interessiert, ob da nur überzüchtet oder auch die Gene ein wenig optimiert wurden.
Auch die Preisdrückung für die Dicountsupermärkte wurden ein wenig
implizit angespielt. Man hat einen Bus aus Polen gefilmt, die zum
Spargelstechen auf die Felder kommen oder zum Kohlschneiden.
(Eine Akkordarbeit, die ich nicht machen will, das ist einfach nur ein
mobiles Zelt mit Körben dran an einem Laster montiert und die Arbeiter
kniehen also in diesem Zeltanbau mit dem Laster im Rücken und müssen
im Sekundentakt Kohl schneiden und in Folie wickeln, ständig mit dem
laster im Rücken, der sich alle paar Sekunden ein Stück weiter bewegt.)
Oder aber ein Farbiger, der in einem riesigen Gewächshaus Gurken
schneidet und Gurken schneidet und Gurken schneidet.. Später hat man
gesehen, wie er lebt; nämlich mit 6-7 Leuten auf engstem Raum in der
letzten Bruchbude. Das „Gehalt“, was der bekommt, muss der letzte
Witz sein.
Am meisten tut mir das Geflügel in dem Film leid, mehr noch als Rind und
Schwein. Vor allem, wenn man sieht, was die Küken (aber auch Ferkel)
über sich ergehen lassen müssen.
Der Film ist aber nicht nach dem Motto „Vegetarier essen besser“ gemacht,
das Grünzeug kann einem da ebenfalls vergehen. Man sieht nur eines:
Pestizide.
Pestizide aus dem Traktorhänger, Pestizide aus dem Flugzeig, Pestizide aus
dem Rollwagen und Pestizide aus dem Handsprüher.
Aber nicht nur einmal: Pestizide für die Jungpflanzen, für die heranwachsenden
Pflanzen, auf die Früchte(!) und nach der Ernte nochmal in den Boden für
die nächsten Samen. Mir ist schon ein wenig unheimlich bei dem Gedanken,
dass ich etwas „gesundes“ essen soll, was immer wieder mit Chemikalien
eingesprüht wurde, die die Arbeiter nicht ohne Schutzanzug und Gasmaske anfassen.
Ich kann nicht alle Einzelheiten aufzählen, aber wenn man sich den Film
ansieht, kommt man schon ein wenig ins Grübeln (wenn man ihn sich
ansieht und es nicht ignoriert.)
Schwer wird en nur, den Zeitfaden zu behalten. Man sieht einen Anfang,
in dem die Örtlichkeiten ertmal vorgestellt werden. (Gewächshaus, Feld,
Hühnerzucht...) Danach geht es langsam steigend in die Produktion, wobei
man keinem festen Handlungsverlauf folgt, an dem man sich denken
kann, wie lange der Film wohl noch gehen mag. Er fängt plötzlich an, läuft
eine ganze Weile und ist dann nach gewisser Zeit urplötzlich zuende...
Insgesammt sieht sich der Film wie eine riesige Filmcollage an,
mündet aber in eine Mischung aus Interessantem und Schockierendem
Inhalt. Klare Ansehempfehlung!