Are you scared? - "Saw" für Arme, aber g.e.i.l.

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Also, wer Saw mochte und Saw II und III noch mehr mag, dürfte auch an diesem kleinen aber feinen "Saw"-Ableger Gefallen finden. Gut, die Geschichte ist nicht ganz so ausgefeilt, die Todesfallen nicht ganz so raffiniert, aber spannend ist der Film allemal.

Überhaupt finde ich Filme, in denen sich die Hauptpersonen einer ausweglosen Situation hilflos ausgeliefert sehen, gar nicht ohne. Das war schon in den "Cube" Teilen so, in denen man ja nicht weiß, was in der nächsten Kammer des Todeswürfels für schröckliche Dinge auf einen warten.

Nun, "Are you scared?" spielt mit der Angst, wie der Titel schon sagt. (Leider steht die Angst aber dann doch nicht sooo sehr im Vordergrund, als ein anderes Motiv. Da hätte man einen richt schönen furchteinflößenden Film draus machen können, hätte man sich an den Titel gehalten).  Allerdings ist die Geschichte ziemlich unglaubwürdig, weil bis auf eine Hauptperson die anderen Beteiligten so ganz und gar nichts mit dem Grund für ihre wenig beneidenswerte Lage zu tun haben. Alles fängt mit einer Art Generalprobe an, in der bereits eine holde, unschuldige Maid von dieser Welt gehen muss, ohne zu wissen, warum. Danach tappen die Cops mal wieder im absolut Dunkeln, und sechs junge Leute wachen irgendwo in einer heruntergekommenen Fabrik auf, ohne zu wissen, wieso und warum. Nach und nach dämmert es ihnen, dass sie an einem Casting für eine Reality Show mit dem Titel "Are you scared?" teilgenommen haben. Just in dieser Fabrik soll die Show nun stattfinden. Jeder von ihnen muss sich zum Finale durchkämpfen, um am Ende einen "verlockenden" Hauptgewinn einzustreichen. Nun denn, soweit ganz plausibel. Dumm ist nur, dass es die Show gar nicht gibt, und spätestens nach dem Schicksal des ersten Protagonisten wissen wir Zuschauer, dass sich ein krankes Gehirn das alles ausgedacht hat und es gar keinen Hauptgewinn gibt.

So, von jetzt an gehts dann richtig zur Sache. Die Protagonisten sauen sich mit Dreck und Kunstblut ein, gestorben wird unter viel Geschrei und Gestöhne (als die Nachbarn am Sonntag Nachmittag besorgt bei mir klingelten ob des Gekreisches von in Todesangst befindlichen jungen Damen musste ich die Kiste leiser stellen...;-), und auch die Dialoge sind aus zahlreichen Genreklassikern hinreichend bekannt:

Protagonistin: "Please...please don't do this to me...."
Antwort: Schweigen.
Protagonistin (verzweifelter): "Why...why are you doing this to me...???"
Antwort: "Play - the - Game...!"
Protagonistin (kreischend): "You...can't do...this...to...meeeeee.....!!!!!!!"
Sprach's, und stirbt einen gar unschönen Tod.

Oder die Heldin, die irgendwann auch einen wunderschönen Satz zähnefletschend in die Kamera knirschen darf: "Game over... you Fuck!!!"

Tja, da kommt so richtig Freude auf. Die Mädels bleiben diesmal hübsch züchtig verhüllt, die Auflösung der Geschichte ist akzeptabel, aber das Ende für meinen Geschmack etwas zu aufgesetzt und zu weit hergeholt, und für mich persönlich auch unbefriedigend,  aber der Überlebenskampf in der Fabrik gibt richtig was her. Hätte auch in den Backwoods, auf einer einsamen Insel oder in einem Höhlensystem spielen können, aber was soll's? Hauptsache die Mädels kreischen sich heiser, das Filmblut spritzt, und dem Zuschauer werden einige recht hübsche kranke Gadgets geboten.

Gerade weil dieses B-Filmchen an den Überflieger "Saw" nicht rankommt...und das tun die meisten B-Ableger mit ähnlichen Blockbustern nicht... macht es so viel Spaß. Die Darsteller sind talentiert und mit sichtlicher Freude bei der Sache (obwohl sie wesentlich weniger geld kriegen als im Blockbuster), das Ganze kommt auch nicht als saubillig auf DVD gedrehtes Indi.-Filmchen daher, und alles in allem bietet der Film anderthalb Stunden Horrorspannung, ohne langweilig zu werden.

Was will der Mensch mehr? Okay, das obligatorische halbnackte Rumgeknutsche mit Petting fehlt, aber sonst...

Der Lonewolf Pete