Gestern Abend um kurz nach zehn wurden hier die Glocken geläutet. Man musste keinen Fernseher an haben um zu wissen, was geschehen war.
Rom (dpa) - Papst Johannes Paul II. ist tot. Das Kirchenoberhaupt, das den Kommunismus besiegen half und die katholische Kirche ins dritte Jahrtausend führte, starb nach langem Todeskampf am Samstagabend in Rom im Alter von 84 Jahren.
Seit seiner Wahl 1978 leitete Karol Wojtyla die katholische Weltkirche mehr als 26 Jahre - nur zwei Päpste regierten in 2000 Jahren Christentum länger. Politiker aus aller Welt und Sprecher vieler Religionen würdigten das Lebenswerk des polnischen Papstes.
Das schwer kranke Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche erlag seinen Leiden um 21.37 Uhr in den päpstlichen Gemächern im Vatikan, gab der Kirchenstaat bekannt. Der Camerlengo (Kämmerer) des Vatikan, Eduardo Martinez Somalo, stellte offiziell den Tod des Papstes fest. Dann wurde Johannes Paul der Fischerring, das Symbol der päpstlichen Macht, abgenommen. Damit war das Pontifikat von Johannes Paul II. offiziell beendet. Alle wichtigen Amtsträger der Kurie traten automatisch von ihren Ämtern zurück.
Nach offiziellen Angaben starb der Papst in seinen Privatgemächern. Kurz darauf informierte Erzbischof Leonardo Sandri die Gläubigen auf dem Petersplatz. «Um 21.37 Uhr ist unser Heiliger Vater in das Haus des Herrn zurückgekehrt.»
Der Tod des Papstes löste weltweit Trauer und Betroffenheit aus. Zugleich wurden die Verdienste des Kirchenoberhaupts vor allem für den Frieden gewürdigt. Hunderttausende Menschen kamen überall auf dem Erdball zusammen, um gemeinsam zu beten und des Papstes zu gedenken. Auch in zahlreichen deutschen Städten läuteten die Glocken. Bundeskanzler Gerhard Schröder würdigte den Papst für sein «unermüdliches Eintreten für den Frieden, für Menschenrechte, Solidarität und soziale Gerechtigkeit». US-Präsident George W. Bush nannte den Papst einen «Champion der menschlichen Würde und Freiheit». Italien ordnete drei Tage Staatstrauer an. Zwei Millionen Menschen wurden zu den Trauerfeiern in Rom erwartet.
Seit Donnerstag hatte sich der Gesundheitszustand des Papstes dramatisch verschlechtert. Zuletzt hatte der Pontifex hohes Fieber. Johannes Paul war einer der wichtigsten Päpste der Neuzeit. Seit seiner Wahl am 16. Oktober 1978 führte er die katholische Weltkirche mehr als 26 Jahre - nur zwei Päpste regierten in 2000 Jahren Christentum länger.
Mehr als 60 000 Menschen waren am Samstagabend erneut auf dem auf dem Petersplatz versammelt, um für das Kirchenoberhaupt zu beten. Viele brachen nach der Todesnachricht in Tränen aus. Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano sagte: «Wir fühlen uns alle als Waisen». Auch in Polen, dem Geburtsland des Papstes, hielten Tausende in den Kirchen Nachtwache.
Nach den Regeln der Kirche wird der Leichnam in den nächsten Tagen im Petersdom aufgebahrt, wo er vermutlich auch seine letzte Ruhestätte findet. Die Beisetzung erfolgt vier bis sechs Tage nach dem Tod, die Trauerfeiern dauern neun Tage. Jetzt laufen auch die Vorbereitungen für die Wahl eines Nachfolgers an. Die über 110 Kardinäle aus aller Welt kommen nach Rom. Das Konklave beginnt frühestens 15 Tage, spätestens 20 Tage nach dem Tod des Papstes.
Johannes Paul II, der 264. Papst der Kirchengeschichte, war seit vielen Jahren schwer krank. Er litt an den der Parkinson-Krankheit und an den Folgen des Attentats im Jahr 1981. Er konnte nicht mehr gehen und saß zuletzt im Rollstuhl. Seine Aussprache wurde immer unklarer, häufig konnten die Gläubigen ihn kaum noch verstehen. Der Führer von weltweit einer Milliarde Katholiken konnte selbst kurze Predigten nicht mehr selbst halten. Nach einem Luftröhrenschnitt Ende Februar verschlechterte sich sein Zustand weiter. Zwei Mal innerhalb innerhalb weniger Wochen musste er in die römische Gemelli-Klinik gebracht werden. Ostern konnte er den Segen Urbi et Orbi mit der Hand nur noch andeuten, aber nicht mehr selbst sprechen.
Johannes Paul prägte die Kirche wie kaum ein anderer Papst der Neuzeit. Neben seinen 104 Auslandsreisen machte er etwa mit seinem Widerstand gegen den Irakkrieg 2003 weltweit Schlagzeilen. Er schickte Kardinäle nach Bagdad und Washington und versuchte, noch in letzter Minute einen Waffengang zu verhindern.
Historiker sind sich einig, dass Johannes Paul in den 80er Jahren zum Fall des Kommunismus beitrug. Der ehemalige Kardinal aus Krakau hielt seine Hand schützend über die demokratische Bewegung in seiner Heimat. Damit hinderte er Warschau an einer Niederschlagung der Bewegung.
Karol Wojtyla war der erste Slawe an der Spitze der Weltkirche und der erste Nicht-Italiener seit 450 Jahren. Spekulationen um einen Rücktritt wegen seiner angeschlagener Gesundheit wies er immer wieder zurück. Ärgerlich meinte er zu diesem Thema: «Auch Jesus ist nicht vom Kreuz gestiegen.»
Wojtyla wurde am 18. Mai 1920 in dem kleinen südpolnischen Ort Wadowice geboren, nur wenige Kilometer von Auschwitz entfernt. Die deutsche Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg gehörte zu seinen prägenden Eindrücken. Zentrale Anliegen als Papst waren daher das Eintreten für Frieden und Menschenrechte sowie die Versöhnung mit den Juden.
Einer der großen Höhepunkte des Pontifikats war im Jahr 2000 seine Reise ins Heilige Land. In einer historischen Geste betete Johannes Paul an der Klagemauer in Jerusalem und bat um Vergebung für die Judenverfolgung. Karol Wojtyla war auch der erste Papst, der eine Synagoge sowie eine Moschee betrat. Eine andere triumphale Reise unternahm er 1998 ins sozialistische Kuba, wo er die Freilassung politischer Gefangener erreichte.
Allerdings stieß der Papst wegen seiner Ablehnung künstlicher Geburtenkontrolle und seines Neins zur Aufhebung des Zölibats und zu Frauenpriestern auf heftige Kritik vor allem in europäischen Kirchen.
Karol Wojtyla war völlig überraschend am 16. Oktober 1978 zum Papst gewählt worden. Ein Papst aus dem Ostblock galt damals als Herausforderung der Sowjetunion. Aus seiner Gegnerschaft zum Kommunismus machte er von Beginn an keinen Hehl.
1981 gab der junge Türke Ali Agca auf dem Petersplatz mehrere Schüsse auf den Papst ab und verletzte ihn schwer - noch heute liegen die Hintergründe im Dunkeln. Immer wieder hieß es, Geheimdienste aus dem Sowjet-Imperium hätten die Fäden gezogen.
Den neuen Papst werden die derzeit 117 wahlberechtigten Kardinäle unter 80 Jahre unter strenger Geheimhaltung in der Sixtinischen Kapelle wählen. Es heißt im Vatikan, dies könnte wieder ein Italiener werden. Möglich sei aber auch, dass erstmals ein Kardinal aus der Dritten Welt die Kirche führt, am häufigsten werden dabei Kirchenmänner aus Lateinamerika genannt.
Quelle: arcor.de
P.S.: Ich will jetzt aber nicht sehen, dass das hier zu einer "Religion pro/cotra Diskussion" ausartet, sonst mach ich hier gleich zu.