Dem stimme ich (natürlich) voll und ganz zu. Das hängt auch sehr von der aktuellen Tagesform ab. Gut geschlafen, richtige Ernährung genossen, genug getrunken vor einem Lauf?
Dienstag zum Beispiel lief es für mich morgens gar nicht gut. Obige Optimalbedingungen waren allesamt nicht erfüllt. Zu wenig getrunken, zu schlecht geschlafen, zu viel Stress vorher gehabt. Ich war die übliche Strecke zur üblichen Zeit mit den üblichen Kollegen gelaufen (nur Daniel war dieses Mal auch dabei, der hatte sich zum ersten Mal der Morgenrunde angeschlossen, aber der hat mich sowieso nach der halben Strecke "stehen" lassen weil er schon in anderen Dimensionen läuft).
Also in etwa sind das 5,75km. Die Höhenmeter der Strecke kann ich mittlerweile nicht mehr genau einschätzen, da meine Messungen mit Endomondo lustigerweise jede Woche enorm schwanken! Mal zeigt es einen gesamten Aufstieg von 100m, mal mehr als 200m, teils sogar an die 300m. Damit meine ich nun den tatsächlichen gesamten Anstieg nach oben, nicht nur die Höhendifferenz vom tiefsten zum höchsten Punkt oder sowas. Ich laufe jedes Mal morgens genau die gleiche Strecke und die Tracks sehen von oben auf der Karte betrachtet auch ziemlich identisch aus - woher die Unterschiede kommen, kann ich mir nicht wirklich erklären. Vielleicht sollte ich mal ein paar der GPS Tracks exportieren und auf besseres Kartenmaterial legen, dafür gibt es ja Werkzeuge.
Aber zurück zum eigentlichen Thema: ich schätze anhand meiner Erfahrung mit offiziell vermessenen Höhenprofilen meiner gerade zurückliegenden Wettkämpfe, dass ein Wert von um die 130 Höhenmetern für die Strecke etwa realistisch sein sollte. Diese verteilen sich auf zwei längere Anstiege.
Der erste ist der längere und höhere, aber vor allem psychisch anstrengend, weil es exakt geradeaus den Berg hochführt und man schon von ganz unten den ganzen Weg in voller Länge vor sich sieht, was zumindest mich mental immer ungemein ausbremst. Es ist zwar sehr geil, wenn man von oben nach hinten schauen kann und sieht, was man gerade bewältigt hat, vor allem wenn von unten noch Kollegen gelaufen kommen, die man mittlerweile abgehängt hat und die schon aus dem letzten Loch pfeifen (
), aber von unten wirkt es eben negativ wenn man genau sieht was man noch zu bewältigen hat.
Der zweite Anstieg kommt dann nach ganz kurzer, flacher Verschnaufpause. Er ist etwas kürzer und weniger knackig als der erste, hat aber auch den großen Vorteil eine kurvige Strecke nach oben zu nehmen, die man eben nie komplett sieht beim Laufen. Das macht mental sehr viel Unterschied, den man durch die reine Höhe nicht erklären kann.
Diesen Dienstag hatte ich aber echt enorme Probleme. Nachdem ich die beiden vorherigen Male immer "Rekordzeiten" gelaufen war, ging gestern nichts. Ich kam den ersten Berg schon langsamer hoch als zuvor, auf dem zweiten Anstieg bekam ich dann schon Magenkrämpfe und musste noch einen Gang runter schalten. Ich war dann immer noch schneller als sagen wir mal vier Wochen zuvor, aber langsamer als in den Läufen unmittelbar vorher. Die Krämpfe oder Schmerzen, wie auch immer man es nennt, wurden zwar durch das gemäßigte Tempo bergab etwas besser ertragbar, haben aber den restlichen Lauf nicht ganz aufgehört, bis ich wieder an der Firma stehen geblieben war und erstmal zwei, drei Minuten verschnaufen und halb ruhig durchatmen konnte.
Das waren nun 33m:31s für die Standardrunde, was einen Pace von 5:51 Min./km ergibt. Das war gefühlt sehr anstrengend, mit miesem Gefühl im Bauch und subjektiv schlecht gelaufen, aber betrachte ich das Ganze relativ war es insgesamt dennoch nur eine halbe Minute langsamer als mein Streckenrekord. Ohne die Krämpfe hätte ich den wohl wieder verbessert. Außerdem sind diese Zeiten mit Schnitt knapp unter sechs Minuten mittlerweile ganze ZEHN Minuten schneller als meine besten Zeiten letztes Jahr im Oktober, als ich mich den Kollegen erstmals Morgens angeschlossen hatte. Und eine Differenz von 10-12 Minuten auf unter 6km macht mehr als eine Minute im Schnitt aus, das ist auf dieser Strecke eine höllische Steigerung. Irgendwann geht es dann mit den Steigerungen eben erst mal auch langsamer voran, wenn man einen gewissen Punkt überschritten hat.
Ich kann meine Form mittlerweile immer besser und realistischer einschätzen. Ich weiß zum Beispiel, dass ich Morgens nicht die selbe Leistung bringen kann wie ich es abends schaffen würde. Wenn ich tagsüber gut gegessen habe, anschließend genügend Zeit zur Verdauung hatte und dann Abends zu einem Training aufbreche, dann kann ich ganz andere Zeiten laufen als Morgens, wenn mir genügend Zeit zum Auffüllen der Wasserspeicher und sonstige Kraft noch fehlt. Ich esse morgens eigentlich nie mehr als ein oder zwei Bananen in der Stunde vorm Lauf, bei mehr Nahrung leide ich sofort unter Seitenstichen und/oder Krämpfen und Übelkeit. Das ist ein schmaler Grad, den es nicht immer leicht zu treffen ist. Abends habe ich diese Probleme kaum.
Auf einer flachen Strecke kann ich die 5:30 mittlerweile schon relativ lange unterbieten, wenn ich Abends laufe. Morgens fällt mir das dagegen noch sehr schwer, auf dem bergigen Profil erst recht.
Wie Alex schon sagt, die Erfahrung muss man sich lange erarbeiten. Aber es ist kein Problem, wenn man nur Durchhaltevermögen mitbringt und regelmäßig trainiert. Aber da spielen bei jedem Lauf so viele innere und äußere Faktoren mit rein, dass es immer schwer ist, sowas zu beurteilen.