Buchrezensionen

Gast · 1193 · 178673

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jerry garcia

  • Gast


Warren Ellis. Hinter einer mit High-Tech-Systemen gesicherten Tür in einem unscheinbaren Wohnkomplex an einer der ältesten Straßen Manhattans liegt mein Apartment, dessen Wände und Decken über und über mit Schusswaffen bedeckt sind. Mit jedem dieser Werkzeuge habe ich genau einen Mord begangen, und meine Sammlung ist noch lange nicht komplett. Ich bin der Jäger. Mein Revier ist Manhattan.

Tallow und sein Partner Rosato werden zu einer Adresse in Manhattan gerufen, weil dort ein nackter Mann mit einer Schrotflinte rumfuchtelt. Als sie dort ankommen, nietet der Nackte Rosato um, woraufhin ihn Tallow von seinem irdischen Elend erlöst. Doch er muss entdecken, dass der Mörder seines Partners vorher um sich geballert und dabei eine der dünnen Wände eines Apartments in Mitleidenschaft gezogen hat. Die Tür ist mit neuestem Sicherheitsmaterial verriegelt, doch durch das  Loch in der Wand kann Tallow massenweise Waffen an den Wänden sehen. Er ruft die Spurensicherung und die erweitert den neuen Zugang. Schon bald steht fest, dass die Waffen zu über zweihundert ungeklärten Morden in den letzten zwanzig Jahren gehören und die Vorgesetzten von Tallow sind wenig begeistert von der Aussicht, die Fälle nun wieder alle an der Backe zu haben. Statt dass er wie üblich nach einem Schusswechsel mit Todesfolge erst einmal beurlaubt wird, um die Sache zu untersuchen, wird er sofort auf die Fälle angesetzt. Mit zwei Kollegen vom CSU macht er sich an die Arbeit und stellt bald fest, dass manche der Waffen direkt aus der Asservatenkammer der Polizei stammen und jede Waffe eine gewisse Verbindung zur Tätigkeit oder Herkunft des Opfers hat. Der Jäger, dem nun seine Sammlung entwendet wurde, beobachtet die Ermittlungen und denkt bald darüber nach, wie er die lästigen Bullen loswerden kann. Doch er muss auch seinen Job erledigen, der weitere Morde fordert.

Hardboiled-Krimi trifft New Yorker Geschichte. In "Gun Machine" geht es nicht vordergründig um den Killer, sondern um Gier und Macht, um das, was sich Menschen antun, wie man bei jeder Autofahrt im ständig mitlaufenden Polizeifunk mithören kann. Warren Ellis skizziert schwarzhumorig ein New York, in dem schon die ersten Siedler aus Holland die Ureinwohner um Manhattan betrogen haben und zieht den Bogen zur heutigen Situation, nur dass die Holländer jetzt durch die Wall Street ersetzt wurden und die Ureinwohner sind jetzt der Rest der Welt. Die Polizei ist hier nicht der Freund und Helfer, der sich in den Bausatzkrimiserien wie "CSI" gemeinsam und erfolgreich an die Verbechensbekämpfung macht. Ja, selbst Tallow war bis zum Mord an seinem Partner ein sozial inkompetenter Faulenzer, der sich völlig desillusioniert von seinen Kollegen durchschleppen ließ. Und da er auf der Beliebtheitsskala ganz unten steht, muss er sich zur Hilfe auf zwei ebenfalls eher als Außenseiter zu titulierenden CSU-Kollegen verlassen wie den knurrigen und derbe Sprüche absondernden Bat und die lesbische Scarly. Geht es anfangs noch eher ruhig zu, steigert sich mit fortlaufender Handlung auch die Mordlust des Killers und tun sich Abgründe in der Gesellschaft auf, von denen keiner auch nur eine Ahnung hatte. Nebenbei wird auch die Privatisierung der Polizeidienste hart  hergenommen, denn wenn die Überwachungs- und Sicherheitsaufgaben in private Hände gelegt werden, um den Städten und Kommunen Geld zu sparen, werden sämtliche Informationen über die Bürger zum Allgemeingut, das windige Profiteure zu ihren Gunsten nutzen dürften. Zynisch und hart und seinem Debüt "Gott schütze Amerika" ebenbürtig. Und wer Warren Ellis noch nicht kennt, sollte dies schleunigst nachholen und wenn er sich nur den Film zu seiner Comic-Reihe "Red" mit Bruce Willis mal anschaut.     


Offline Bloodsurfer

  • diagonally parked in a parallel universe...
  • Administrator
  • *****
    • Pfälzer mit saarländischem Migrationshintergrund
      • Show only replies by Bloodsurfer
    Was, das war der Kerl der die Vorlage für RED geschrieben hat? OK, spätestens das reicht für den Platz auf meiner Will-Haben-Liste :D
    Klingt auch durchaus interessant.


    Offline Thomas Covenant

    • Die Großen Alten
        • Show only replies by Thomas Covenant
      Von seinen Comics bin ich meistens begeistert, die Romane habe ich noch vor mir. klingt echt gut.


      Offline Havoc

      • Bürohengst sucht Paragraphenreiterin
      • Die Großen Alten
        • Let me show you its features, hehehe!
          • Show only replies by Havoc
        Warren Ellis schreibt auch Romane?  :confused:

        Mist, noch was für die Liste. :D
        “When I ride my bike I feel free and happy and strong.  I’m liberated from the usual nonsense of day to day life.  Solid, dependable, silent, my bike is my horse, my fighter jet, my island, my friend.  Together we will conquer that hill and thereafter the world”


        jerry garcia

        • Gast
        Sind bisher nur
        Gott schütze Amerika
        und
        Gun Machine


        jerry garcia

        • Gast


        Nate Southard. Nach einem ausverkauften Konzert in Austin, Texas, chartert die Rockgruppe The Frequency Brothers ein Flugzeug. Sie wollen schnellstmöglich nach New York, um ein Promotionvideo zu drehen. Aber das Flugzeug stürzt ab und kracht in ein riesiges, einsames Waldgebiet. Die Musiker überleben, wenn auch verletzt. Doch schon bald schlägt ihre Erleichterung in nackte Panik um - denn sie sind nicht allein! Etwas Fremdes verbirgt sich im Dickicht. Sie hören es. Sie spüren sein Lauern. Und sie sind der Kreatur hilflos ausgeliefert.

        Nach ihrem Auftritt macht sich die Band zusammen mit ihrem Manager Potter, der Journalistin Shannon und dem Gatten der Sängerin Dani, Kevin, per Flugzeug auf den Weg nach New York. Der Absturz fordert nicht nur das Leben des Drummers Curtis, sondern matscht auch die Piloten. Ohne Blessuren kommt keiner der restlichen vier Bandmitglieder und anderen an Bord davon. Nachdem sie angefangen haben, ihre Wunden zu versorgen und sich zu sammeln, taucht eine wilde Kreatur aus dem Wald auf und krallt sich die Leiche von Curtis. Danach sind die Piloten dran und die Furcht der restlichen Menschen steigert sich ins Unermessliche. Dani versucht mit Conner, dem drogensüchtigen Gitarristen, einen Weg aus dieser grünen Hölle zu finden, während die anderen sich gegen die Bestie zu verteidigen suchen. Dabei stellen sie in Person des Bassisten Greg fest, dass das Monster nicht die einzige Bedrohung ist, die ihr Leben bedroht.

        Nate Southard steigt direkt in die Handlung ein und skizziert seine Figuren nur knapp und mit dem Nötigsten an Worten. Wie schon in "Red Sky" ist sein Stil schnörkellos und grob. Ein wenig klischeehaft ist es schon  manchmal, aber nicht übertrieben, wenn sich in den Beziehungen der Bandmitglieder untereinander einige ungeahnte Abgründe auftun. Das wird aber erfolgreich übertüncht von den Auftritten der Kreatur und den leichten Survival-Einflüssen und dem rasanten und nicht erwarteten Ende. Besonders auf den letzten ca, 60 Seiten legt der Autor einen Zahn zu, auch wenn die Action nicht an die aus dem Vorgänger heranreicht. Dafür bekommt das Buch noch einen leichten Mystery-Touch spendiert, der den Leser weg vom (möglichen) Bigfoot-Szenario in eine andere Richtung lotst. So bleibt auch die Spannung aufrecht erhalten, von der man sich nach dem frühen Auftauchen der Kreatur schon verabschieden zu müssen glaubte. Wieder ein kleines Highlight von Nate Southard, auch wenn es nicht ganz an "Red Sky" herankommt - und ein kleiner Fehler hat sich auch eingeschlichen: Die neben Warrant erwähnte Band heißt Dokken und nicht Docken. Abgesehen davon ist der Erwerb des Buches sicher keine Fehlinvestiton.


        jerry garcia

        • Gast

        Bilderupload hat nicht gefunzt.

        Derek Haas. Er nennt sich Columbus und ist ein Meister seines Fachs. Ein eiskalter Mörder, der selbst die schwierigsten Aufträge präzise und zuverlässig ausführt. Er lebt für seine Arbeit.
         Für die minutiöse Vorbereitung und den tödlichen Schlag. Doch dieses Mal ist alles anders. Der nächste Mann, den Columbus töten soll, ist sein eigener Vater. Er übernimmt den Auftrag trotzdem
         - doch vom ersten Moment an läuft alles schief.

        Columbus ist schon seit Jahren erfolgreich im Geschäft und er erledigt jeden seiner Aufträge nach Wunsch. Für die Vorbereitung eines Mordes lässt er sich bis zu acht Wochen Zeit. Dann tritt ein Mittelsmann
         an ihn heran und beauftragt ihn Abe Mann, den Präsidentschaftskandidaten, zu töten. Columbus nimmt an. Bald muss er feststellen, dass nicht nur er angeheuert wurde. Neben seiner Person
        sind noch zwei weitere Killer mit dem gleichen Auftrag unterwegs, doch nur einer wird für die Tat bezahlt werden. Also muss die Konkurrenz weg. Alles nicht so einfach, wie geplant. Besonders als sein
        Vorbereiter und einziger Freund Pooley in einem Hotelzimmer von einem der anderen Attentäter ermordet wird. Columbus kennt ihn und macht Jagd auf ihn. Danach widmet er sich seinem eigentlichen Ziel.

        Mindestens die Hälfte des Romans besteht aus Rückblenden, wie der große Columbus zum Profikiller wurde. Und was Wunder, hatte der arme Kerl doch eine harte Kindheit mit Prügeln bei
         Adoptiveltern und einem Vater, der in Washington Karriere machen wollte, sich aber zu oft mit Nutten einließ. Kurz nach der Geburt von Columbus lässt der Politiker seine Mutter töten. Drehbuchautor
        Derek Haas (Fast and the furious) hat sich da nichts wirklich Originelles  einfallen lassen. Und auch der ach so gefühlskalte Killer, wie er auf dem Klappentext geschildert wird, ist Columbus nicht.
        Nach einigen Fehlern in der "Lehrzeit" weiß er zwar, einen Job richtig zu erledigen, doch wie sehr er dann an seiner Freundin (Jake) hängt, bei Jobs sogar Mitleid hat (Monique), passt nicht richtig
        zu dem erwarteten gefühlskalten Typen. Im Laufe der Handlung bekommt man häppchenweise eine gewisse Sehnsucht nach einem normalen Leben, mit Frau oder Freunden, serviert, das sich der Protagonist aber
         in seinem Job niemals erlauben kann. Da ist Victor von Tom Wood ein anderes Kaliber. Ansonsten geht das Buch zügig voran, ist schnell geschrieben und keinesfalls langweilig. Die 250 Seiten sind vollgepackt
        mit Morden in der Laufbahn von Columbus. Die wirkliche Spannung bezieht das Buch eigentlich nur aus der Frage, wer der Auftraggeber ist und einem Ende, das denn doch etwas überzogen und eher
        unglaubwürdig daherkommt. 


        Offline Max_Cherry

        • Die Großen Alten
            • Show only replies by Max_Cherry
          Gott schütze Amerika
          Ist das die Vorlage zum Film "God bless America"?
          Den fand ich beim zweiten Durchgang echt klasse.


          jerry garcia

          • Gast
          Gott schütze Amerika
          Ist das die Vorlage zum Film "God bless America"?
          Den fand ich beim zweiten Durchgang echt klasse.

          Nein, ist er nicht.


          jerry garcia

          • Gast


          Derek Haas. Columbus ist ein Profikiller. Einer der besten. Denn er weiß: Jeder Fehler kann tödlich sein. Doch als er in Paris einen Geschäftsmann beseitigen soll,
           ist Columbus das erste Mal in seinem Leben unaufmerksam und wird plötzlich selbst zur Zeilscheibe. Mit einem Gegner wird Columbus spielend fertig. Aber es ist
           wie mit den Köpfen der Hydra: Sobald er einen Killer ausschaltet, heften sich zwei neue an seine Fersen. Möge die Jagd beginnen.

          Einen ersten Auftrag in der Tschechei kann Columbus in bekannter Manier problemlos erledigen. Danach zieht er sich wieder zurück in sein neues Domizil in
           Italien, wohin er nach den Ereignissen in Amerika gegangen ist. Sein neuer Mittelsmann William Ryan hat sein Quartier ebenfalls nach Europa, aber nach Paris,
           verlegt und versorgt ihn von dort mit Arbeit. In Rom lernt Columbus Risina kennen und verliebt sich in sie. Prompt ist er abgelenkt und baut bei der nächsten
           Aktion Scheiße. Zwar kann er sein Ziel ausschalten, doch nicht ohne aufzufallen. Und bald spürt er Verfolger im Nacken. Sein Mittelsmann wird erledigt und
           auch auf ihn hat man es abgesehen. Um sich und Risina zu schützen, muss er zum Gegenangriff übergehen. Erste Option ist, dass er seinen früheren
           Mittelsmann Archie kontaktiert und ihn nun anheuert, fest für ihn die Fäden zu ziehen und Informationen zu beschaffen. Schon bald hat man erste Spuren
           und Columbus reagiert wieder gewohnt professionell. Er schaltet einen der Killer aus, beschafft sich weitere Hinweise von Handlangern des nächsten, die
           dann auch das Zeitliche segnen müssen und erfährt auch bald, wer hinter den Anschlägen auf ihn steckt. Doch als er den Auftraggeber erledigt, muss er
           feststellen, dass damit noch längst nicht alles vorbei ist. Das Kopfgeld bleibt weiterhin auf ihn ausgesetzt und jeder, dem danach ist, kann sich das Geld
          verdienen.

          Lässt man mal außer acht, dass der sogenannte Profikiller erster Güte anscheinend nicht lernfähig ist und seine eigenen Regeln bricht, indem er sich verliebt
           und wieder eine Frau in Gefahr bringt, die auch für ihn zum Klotz am Bein werden kann, der ihn in die Tiefe ziehen könnte und dass er dadurch vermeidbare
           Fehler begeht, ist "Bluthund" straighter als der Vorgänger. Keine Rückblenden, keine Geplänkel mit der Frau, die jeweils nur kurze Auftritte hat, dafür aber
           temporeiche Action und Attentate. Kein bisschen Langeweile, aber auch wenig Anspruch, dafür aber spannender als "Killer". Wer hetzt ihm seine
           vermeintlichen Mörder auf den Hals und vor allem warum? Bis diese Frage beantwortet wird, vergehen einige Leichen, die den Weg von Columbus, dem
           Silbernen Bären (effektiver und einträglicher Auftragsmörder) pflastern. Was mich etwas gestört hat, gilt für beide Bücher: Da wird der Antiheld als
          mitleidloser, perfekter Superkiller angekündigt, der sich keine Gefühle leistet und dann verliebt er sich pro Buch einmal (für einen Killer nicht gerade günstig,
           da er damit nicht nur die Frau, sondern auch sichin Gefahr bringt, da er a) abgelenkt ist und b) über sie erpresst werden kann) und macht hirnrissige Fehler
          . Zudem wird in "Bluthund" - absichtlich oder nicht - der Eindruck erweckt, dass er nur Aufträge annimmt, die Gauner oder sonstigen Abschaum betreffen,
           den einer aus dem Weg haben will. Das war in "Killer" zumindest bei der Richterin anders. Schnell, fetzig und ohne Geplänkel im Drehbuchstil geschrieben und
           jederzeit verfilmbar. Leider dennoch nicht sonderlich originell und z. B. von Barry Eisler  (noch nicht gelesen) oder Tom Wood (stark) schon entschieden
           besser durchexerziert. Gutes Mittelmaß, den dritten Teil würde ich mir demzufolge auch zu Gemüte führen, so er denn in deutschen Landen erscheint.   


          jerry garcia

          • Gast


          In Cambridge wird ein Hochsicherheitslabor überfallen, in dem eine Waffentestreihe des Militärs stattfinden sollte. Eine der zehn Testpersonen ist Jack Hartman. Als der IT-Student mitansehen muss, wie die anderen Patienten brutal abgeschlachtet werden, rennt er um sein Leben. In sich trägt er einen zellbasierten Supercomputer: Die Waffe der Zukunft. Und genau diese bringt Jack in höchste Gefahr. Auf der Flucht vor skrupellosen Waffenhändlern, international agierenden Hightech-Sicherheitsfirmen und korrupten Regierungen weiß er bald nicht mehr, wem er noch trauen kann.

          Jack erwacht in einem Krankenbett und hat keine Erinnerung mehr, wie er hierher kommt. Neben ihm liegen neun weitere Personen in ihren jeweiligen Betten. Als er ein menschliches Bedürfnis verspührt, rappelt er sich mühsam auf, um auf dem Flur eine Toilette zu suchen und stellt dabei fest, dass es kaum Personal zu geben scheint und auch alles andere nicht wie ein reguläres Krankenhaus aussieht. Irgendwann hört er Geräusche, die wie Schüsse klingen und versteckt sich in einem Wandschrank. Von dort beobachtet er, wie die anderen Patienten erschossen und dann aufgeschnitten werden, um  ihnen etwas aus dem Körper zu entfernen. Als die Killer weg sind, flüchtet er sich zu seiner Freundion Amanda. Als er zur Ruhe gekommen ist, fällt ihm nach und nach wieder ein, wie er in diese Situation gekommen ist. Um Geld für seine Spielschulden aufzutreiben hat er sich freiwillig gegen gute Bezahlung für ein Experiment zur Verfügung zu stehen. Doch noch während er von Amanda versorgt wird, kommen ihm die Hintermänner des Kommandos auf die Spur und schicken drei Männer, die ihn töten und das Material, das sie suchen, aus dem Körper schneiden sollen.  Er kann wieder flüchten, wird aber vom MI6 aufgegriffen und darüber informiert, dass er eine neue Waffentechnik im Körper trägt, die aber nur imn Zusammenarbeit mit den anderen neuen Komponenten funktioniert. Man beschließt, den Häschern eine Falle zu stellen. Doch dazu muss Jack in den Kongo.

          Jack ist als Charakter nicht mehr als eine Blaupause, das betrifft ebenso die meisten anderen Figuren. Schnell noch den Love Interest dazu, ebenso tapfer, mutig, clever und gutaussehend, wie der Protagonist, und fertig ist der Lack. Die Story ist jetzt auch nicht gerade wundersam neu, aber sie funktioniert, da Simon Mockler von Beginn an auf hohes Tempo und rasante Handlung setzt. Verschiedene Locations wie Großbritannien, USA, Kongo und Frankreich wechseln sich mit den actionstarrenden Hetzjagden auf dem Studenten ab. Da sein Love Interest Amanda und auch sein vermeintlich versoffener Vater jeweils nur im ersten und letzten Viertel ihre Auftritte haben, bremst nichts den Lesefluss aus. Auf tiefgründige Behandlung diverser Bereiche, die eher familiärer oder vergangener Herkunft sind, wird größtenteils verzichtet. Dafür strotzt das nur rund 350 Seiten bei 87 Kapitlen lange Buch nur so vor Verrätern, Intrigen, Machtspielchen und Kommandoeinsätzen. Gemeinsam mit einer neuartigen Waffe erinnert das alles an die frühen Romane eines jungen Jon Land, der mit diesen perfekt unterhalten konnte. Es ist noch kein McCracken, aber es kommt nahe dran. Abzüge in der B-Note gibt es nur wegen den nicht gerade vielschichtigen Figuren und dem etwas zu gezuckerten Ende. Ansonsten eine feine Actionssause ohne höhere Ziele. Also fast rundum gelungen. Fortsetzungsmöglichkeit inklusive. Somit werde ich auch das zweite Buch von Simon Mockler - "Das Midas-Kartell" - garantiert einsacken, auch wenn die Inhaltsangabe KEINE Weiterführung der Geschichte um Jacj Hartman verspricht.


          jerry garcia

          • Gast


          Eric L. Harry. Als sich die Amerikaner in einen atomaren Konflikt zwischen China und Russland einmischen, beginnt der Dritte Weltkrieg. Unter der Führung des russischen Generals Zorin wird Amerika von russischen Atom-U-Booten attackiert. Der US-Präsident wird abgesetzt, und sein Nachfolger befiehlt im Gegenzug die Invasion Russlands. Die Situation gerät ausser Kontrolle.

          Der Krieg zwischen Russland und China um Grenzgebiete schwelt schon länger, blieb aber bisher im Rahmen. Nun ereignen sich mehrere Dinge fast zeitgleich. Nordkorea greift den Süden an und die USA müssen reagieren. Ein verantwortungsbewusster russischer General informiert den US-Präsidenten, dass man China mit Atomraketen angreifen werde und dass keine davon auf Amerika gerichtet sei. Im Moskau übernimmt im Kreml ein Hardliner-General namens Zorin die Macht, indem er die bisherigen Vorsitzenden einfach in die Hölle bpmbt. Und der amerikanische Präsident hadert mit seinem Gewissen, ob er die Chinesen unvorbereitet auf den russischen Angriff lassen kann. Noch während die amerikanischen Würdenträger zur Vorsicht vor einem möglichen Atomangriff aus Nordkorea in ihre sicheren Bunker evakuiert werden, warnt er die Chinesen. Die reagieren prompt und feuern einige Raketen mit Atomsprengköpfen Richtung Moskau. Dort hat man die Evakuierungsbemühungen der Amis ebenfalls bemerkt ung glaubt, diese würden sie angreifen. Sofort werden Rakten mit atomaren Grüßen via USA gesandt. Sie sind hauptsächlich auf militärische Ziele gerichtet (Was den Menschen in deren Einzugsgebiet natürlich wenig nutzt.) und vernichten nicht nur etliche Militärbasen oder NORAD, sondern auch Millionen Menschenleben. Der noch zögerliche US-Präsident gibt seinen Beratern nach und antwortet mit derselben Intensität. Doch seine Minister und Generäle wollen es dabei nicht belassen, die Opposition will ihn gar absetzen. Und das Volk will Rache. Der amtierende Präsident wird des Amtes enthoben und sein Nachfolger wirft alles in die Schlacht. Wirklich alles, da er auch auf das bio-chemische Arsenal zugreift und einen seiner Generäle deutlich anweist:"Dann vergast sie"!

          Ganz klar ein Kandidat für die Leser von Dale Brown oder Tom Clancy. Wer "Im Sturm" von Clancy genossen hat, ist bei Eric L. Harry und "Gegenschlag" genau richtig. Im Gegensatz zu den genannten Autoren nutzt Harry bei seinem Buch nicht nur die gesamten Waffenarsenale der Großmächte aus, er
          widmet sich auch der menschlichen Seite eines solchen Krieges. Die Familien, die um ihre Männer bangen, die im Einsatz sind, die Verheerungen, die die atomaren Einschläge hinterlassen haben, die Auswirkungen auf die Bevölkerung und ja - auch auf die Produktion von Lebensmitteln sowie Nachschub für die Front. Sicher sind bei ihm bis auf wenige Ausnahmen die Amerikaner die Guten in dem bösen Spiel, aber anders als die Autorengilde,  bei denen immerdar nur das unübertreffliche Heldenlied der mutigen Männer an der Front gesungen wird, von deren moralischer Überlegenheit und der schier angstfreien Kämpfer für die freie Welt, bekommt man von Eric L. Harry auch Charaktere gezeichnet, die sich fürchten, die vor lauter Angst in Tränen ausbrechen (Soweit, dass Amis desertieren geht er aber dann auch  nicht.) und sich am lioebsten verstecken würden. Vieles von dem, was der Autor 1994 zu Papier brachte scheint eher unmöglich, aber was ist denn heute mit den Nordkoreanern und ihren Atomprogrammen, den neu erstarkenden Russen und Chinesen, dem immerwährenden Kampf um Ressourcen? So abwegig ist ein derartiger Ausbruch nicht, wenn wohl auch  nicht mit so vielen Zufallsgeschehnissen auf einen Schlag. Das Buch ist natürlich im Militärjargon mit Akronymen und Waffenbeschreibungen nur so gespickt, dazu kommen die politischen Händel, bei denen der US-Präsident und der eine oder andere Russe sicher zu einem schnellen Konsens kommen würden, wenn ihre Bemphungen nicht durch machtgeile Kriegstreiber in ihren jeweiligen Reihen nicht ständig behindert werden würden. So treiben ich die kriegerischen Handlungen ebenso wie die Spannung atemlos voran und der atmosphärisch dichten Story geht nur selten die Luft aus. Trotz seiner 730 Seiten will man das Buch kaum aus der Hand legen und trauert den Zeiten nach, als auch ein Tom Clancy zu so etwas noch fähig war. Und Eric L. Harry gelingt es zudem, viele Sympathiefiguren aufzubauen, mit denen man mitfiebern kann, doch - wieder ein Gegensatz zu Clancy - werden auch ebenso viele das ende der Geschichte nicht miterleben. Wer für auf Militär-Hightech-Thriller ein Faible hat und sich von Tom Clancy mittlerweile nur noch gelangweilt fühlt, sollte sich durchaus mal mit Eric L. Harry befassen. Leider hat er nur vier Romane geschrieben und sich dann wieder lukrativer und ernsthafter Arbei zugewandt. Mir jedenfalls liegen sämtliche vier Werke vor und die Begeisgterung darüber hat noch nicht nachgelassen.


          jerry garcia

          • Gast


          Brian Keene. Sommer 1984. Timmy und seine Freunde freuen sich auf die Schulferien. Aber statt Sonne und Comics erwartet sie der tödliche Kampf mit einer grauenhaften Kreatur. Der Ghoul hat ihr Blut gerochen und ist auf der Jagd nach den Kindern. Und niemand hilft ihnen, weil niemand glauben kann, dass ein solches Wesen überhaupt existiert.

          Pat und Karen weilen zum Schäferstündchen auf dem örtlichen Friedhof als sie überfallen werden. Pat wird dabei getötet. Timmy, Barry und Doug freuen sich derweil auf die Sommerferien, welche das befreundete Trio mit vielen Comics und einer Menge Spaß zu verbringen gedenkt. Doch sie haben die Rechnung ohne das Schicksal und die Erwachsenen gemacht. Timmys Opa stirbt und wird auf dem Friedhof, neben dessen Gelände sie sich einen Bunker gebaut haben, beerdigt. Barry muss seinem Vater ständig bei der Arbeit helfen und Timmy erst einmal den Tod des Großvaters verdauen. Doch dann legt sich die Trauer und sie treiben sich in ihrem Revier herum. Dabei stellen sie fest, dass immer mehr der Gräber einsinken, richtige Löcher darin sind. Und bald verschwinden außer Pat und Karen weitere Menschen, dafür hat plötzlich der Vater von Barry mehr Geld in den Taschen als er mit seinem Beruf als Friedhofwärter verdienen kann. Die Jungs vermuten einen Ghoul hinter der Sache und als Timmy mit seinem Vater darüber redet, zerreisst dieser ob der wilden Fantasie des Jungen dessen Comicsammlung und verpasst ihm Hausarrest. Doch dann verschwindet ihr Freund Doug. Jetzt wollen Barry und Timmy nicht mehr nur beweisen, dass es diesen Ghoul gibt, sondern auch ihren Freund retten.

          "Der Leichenfresser" beginnt mit einem Prolog, der auf eine typische Horrorstory aus dem Hause Keene schließen lässt. Doch dieser Anfang täuscht. Eingerahmt von Hinweisen auf das Keene-Universum wie die Wurmgötter oder die Siqqusim und untermalt von Rocksongs von Def Leppard ("Die hard the hunter") oder - sehr passend Rush mit "Tom Sawyer" entwirft der Autor eine Coming-of-age-Story, die den Leser von Beginn an in ihren Bann zieht und ihn sich alles bildlich vor Augen führen lässt. Reines Kopfkino. Nach und nach und schon vor dem ersten Auftreten der Kreatur wird einem bewusst, dass die Monster und das Grauen in der Kleinstadt nicht allein unter dem Friedhof, sondern auch und besonders hinter den häuslichen Fassaden des Friedens lauert. Suff, Schläge, Inzest sind an der Tagesordnung. Oft tritt der titelgebende Leichenfresser in den Hintergrund und muss dem Schicksal der drei Rabauken weichen, die sich durch die Widrigkeiten des Erwachsenwerdens, dem ersten Interesse für Mädels und das Unverständnis der Eltern kämpfen müssen. Ein authentisches und emotionales Buch, das nicht auf vordergründigen und blutigen Horror setzt, was die vergleichsweise dezenten Attacken des Ghoul angeht, sondern sch mehr der Bestie Mensch widmet und auch dem Verständnis dafür, dass nicht immer das Offensichtliche das wahre Monster ist. Das kann sich auch hinter einer biederen Maske verbergen. Der Epilog ist dann irgendwie niederschmetternd.


          Offline JasonXtreme

          • Let me be your Valentineee! YEAH!
          • Global Moderator
          • *****
            • Weiter im Text...
              • Show only replies by JasonXtreme
            Oha, der Keene klingt ja mal wirklich fett!!!! Genau mein Fall!
            Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


            Meine DVDs


            Offline Thomas Covenant

            • Die Großen Alten
                • Show only replies by Thomas Covenant
              Tolles Buch, bleibt aber hinter Sommer der Nacht, A Boys Life u.a.
              Gab schon mal nen Thread dazu, in Gerts Bücherstapel, da lohnt es immer noch vorbeizuschauen.


              http://beyondhollywood.de/index.php/topic,10825.0.html


              jerry garcia

              • Gast
              Hab ich getan - nachdem ich das hier verbrochen hab.


              jerry garcia

              • Gast


              A. J. Quinnell. Der ehemalige Fremdenlegionär Creasy wird als Leibwächter angeheuert - er soll Pinta Balletto, die elfjährige Tochter eines italienischen Industriellen, gegen Kidnapper schützen. Das Kind schafft es, mit Charme und Intelligenz die Freundschaft des introvertierten, einsamen Mannes zu gewinnen. Zum ersten Mal in seinem Leben empfindet Creasy eine tiefe Zuneigung zu einem Menschen. Als das Kind bei einer entführung ums Leben kommt, sinnt Creasy auf blutige Rache. Mit unerbittlichem Hass und eisernem Willen trifft er, unterstützt von seinem Freund Guido, die Vorbereitungen zu einem gigantischen Kampf gegen die Mafia - er ist von der Idee besessen, das organisierte Verbrechertum Italiens aus den Angeln zu heben.

              Ettore Balletto hat eine schöne, aber auch extrem anspruchsvolle Gattin. Die ließ aus Sorge um das Wohlergehen ihrer Tochter nach der letzten Entführungswelle diese nur noch zu Hause unterrichten. Da aber alle ihrer wohlhabenden Bekannten ihre Kinder mit Leibwächtern umgeben, soll auch Pinta einen bekommen, sodass nicht nur das Kind sich wieder mit ihren Freunden in der Schule treffen kann, sondern auch der Status der Familie wieder gesteigert wird, denn nichts ist Rika Balletto wichtiger als ihr Ansehen. Da Balletto aber finanziell recht klamm dasteht, nimmt er nur einen Vorzeigeleibwächter, dessen Fähigkeiten nicht sonderlich bemerkenswert sein müssen  - er soll nur ein Prestigeobjekt darstellen; und billig sein. So kommt der ehemalige Legionär und Söldner Creasy an den Job. Er trinkt zuviel, ist mürrisch und abweisend, hat kein Lebensziel mehr, wird aber eingestellt. Auf Kontaktversuche des Kindes reagiert er barsch, doch nach und nach kann Pinta seine harte Schale durchdringen. Als sie eines Tages vom Klavierunterricht abgeholt werden sol, tauchen vier Entführer auf, von denen Creasy zwei töten kann, bevor er selbst schwer verletzt und Pinta entführt wird. Er muss lange im Krankenhaus behandelt werden und erfährt währenddessen, dass zwar ein Lösegeld bezahlt, aber Pinta dennoch nur tot aufgefunden wurde. Jetzt macht sich sein Lebenswille wieder bemerkbar. Er will gesund werden, sich fit trainieren und Rache für Pinta nehmen. Sein Freund Guido hat auf Korsika eine Pension und der schickt ihn nach Malta auf die Schwesterinsel Gozo, wo sich Creasy nicht nur bei seinen Gastgebern nützlich macht, sondern auch daran arbeitet, seine alten Qualitäten wieder zu erlangen. Nach Monaten harten Arbeitens ist es soweit: Creasy geht auf die Jagd. Gut ausgerüstet nimmt er sich nach und nach jeden vor, der auch nur im geringsten von der Entführung profitierte - und keiner überlebt die Begegnung mit dem Ex-Söldner. Dann ist der oberste Boss in seiner Trutzburg dran. Creasy hat einen Plan, wie er in das Gebäude hineinkommt, doch für die Flucht danach hat er keinen geschmiedet.

              Der Großteil des Buches beschäftigt sich mit der Beziehung des Söldners zu dem Mädchen. ER ist desillusionert und hat das Leben an sich satt, seine bewegende und gewalttätiuge Vergangenheit wird nach und nach offengelegt und man kann verstehen, dass er sich unter Menschen nicht wohlfühlt. SIE ist munter, fidel, intelligent und wissbegierig, lässt sich auch von mürrischer Abweisung nicht unterkriegen und irgendwann hat sie dann das Herz von Creasy erweicht. Hier konnte ich bildlich den Übergang zu der neuen Filmversion ziehen, in der Dakota Fanning das Mädchen spielte, da passte alles perfekt inklusive Creasy-Bär (nur dass das Mädchen im Buch schwarhaarig ist) und der Abholung/Entführung nach dem Klavierunterricht. Ansonsten wäre für mich die frühere Verfilmung mit Scott Glenn als Creasy die passendere Wahl. Bis - außer der Entführung - wirklich Tempo ins Geschehen kommt, lässt Quinnell den Leser an der langsamen Veränderung des Mannes Creasy teilhaben, der sich durch das Pinta wieder ins Leben zurückgeholt fühlte, die ihm dazu verhalf, wieder am Leben seiner Mitmenschen teilzuhaben und die jetzt tot ist und er sich nie dafür revanchieren kann, dass er jetzt wieder eine Zukunft hat. Selbst seinen Freund Guido aus der Zeit als Fremdenlegionär in Vietnam (Franzosenzeit) überrascht er plötzlich mit Scherzen und Lächeln. Nach diesen teilweise emotionalen Abschnitten wird es ernst und hart. Creasy kennt keine Rücksicht und agiert kalt wie eh und je. Von Mailand über Rom bis nach Palermo mordet er sich durch die Organisation - von den Medien und den rechtschaffenen Menschen gefeiert, von der Polizei nur halbherzig verfolgt. Beide Filme basieren nur lose auf der Vorlage von A. J. Quinnell und man muss sich auch auf einen anderen Ablauf des Showdowns einstellen, sollte man die Filme gesehen haben. Guter Thriller, der von emotional berührend zu knallhart wechselt.


              Offline JasonXtreme

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                Klingt geil, zumal auch ich den film mag. Den mit glenn kenn ich bislang aber nicht, ein fehler? Mal nachhaken
                Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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                jerry garcia

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                Buch haste aber?

                Der frühere mit Scott Glenn "lebt" hautpsächlich von ihm, ist kürzer und es wurde viel ausgelassen. Dennoch als Glenn-Bekenner find ich ihn gut.

                Ideal wäre eine Mischung aus beiden Filmen - und Glenn in der Hauptrolle.


                Offline JasonXtreme

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                  Jo dank Dir ;) das liegt vor, und ist somit nach vorne gerückt :D und da auch ich Glenn nach wie vor super finde, rückt auch der Streifen ins Visier
                  Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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                  jerry garcia

                  • Gast


                  Simon Mockler. Als Markus Cartright ein rätselhaftes Paket von seinem alten Freund Daniel erhält, ahnt er nicht, in welche Gefahr er dadurch gerät. Denn schon wenige Tage später stehen skrupellose Auftragskiller vor seiner Tür, und nur um Haaresbreite gelingt dem Journalisten die Flucht. Markus versucht, Daniel zu erreichen - und muss feststellen, dass dieser spurlos verschwunden ist. Auf sich allein gestellt bemüht sich Markus, Daniels Unterlagen zu entschlüsseln. Dabei kommt er Machenschaften eines weltumspannenden Kartells auf die Spur, das nun auch ihn um jeden Preis aus dem Weg räumen will.

                  Daniel hat für seine Firma, eine angesehene Wirtschaftskanzlei, die private Wittgensteinbank als Kunden gewinnen können und überprüft in deren Aufgtrag die Konten der Bank. Bald fällt ihm ein ungewöhnlicher Geldfluss auf, der auf ausländischen Konten versickert. Er  macht den Boss der Bank darauf aufmerksam, wird aber vertröstet, dann mit einer Nutte in Verruf gebracht und bald von seiner Firma gekündigt. Dennoch gibt er nicht auf, sammelt Belege, recherchiert sogar in Banken in Guatemala City und Umgebung: und kann seine Unterlagen gerade noch rechtzeitig an Markus schicken, bevor ihn die Handlanger der Hintermänner einkassieren, um von ihm die Herausgabe seiner Beweise zu verlangen. Seine Häscher greifen dabei auf  Drogen und Desorientierung sowie Nahrungsverweigerung zurück, anstatt härtere Bandagen zu nutzen. Markus erhält indes das Paket und muss schon schnell feststellen, dass sein Leben von da an gefährlicher geworden ist. Eigentlich schon vorher, denn der erste Angriff erfolgt, bevor er überhaupt einen Blick in das Material geworfen hat. Dann versucht er Daniel zu erreichen, was aber nicht gelingt und da der Umschlag aus Guatemala kam, macht er sich auf den Weg dorthin - die Unterlagen immer bei sich. Dort wird er bald mit einer Frau konfrontiert, die schon Daniel in die Falle gelockt hat. Doch nach einer Auseinandersetzung mit einem der Gangster hilft sie nun Markus bei der Suche nach seinem Freund und dem verschwundenen Geld. Denn dass er es findet, ist unabdingbar, da man mittlerweile in London seine Frau und sein Kind entführt hat, um ihn zur Herausgabe der Milliarden zu bewegen.

                  "Das Midas-Kartell" hat zwei völlig unterschiedliche Charaktere als Hauptfiguren. Da ist zum einen der weichliche, etwas übergewichtige Schreibtischtäter Daniel, der sich eigentlich aus Ärger herauszuhalten gedenkt und nicht als mutiger Mann erscheint. Der zweite ist Markus, ein harter Kerl, der Daniel vor rund 18 Jahren mal im Internat vor Rowdys beschützt hat und der eine recht heftige Kindheit verbracht hat und auch aus dieser Zeit ein Geheimnis mit sich rumschleppt. Zudem ist er ein starker Trinker, der seine Kraft dann im Suff gerne mal an anderen auslässt. Wirklich tiefschürfend ist die Zeichnung des Innenlebens der Hauptfiguren nicht und alle anderen  - speziell die Kontrahenten - bleiben seicht und bestenfalls oberflächlich. Was dem Buch aber meiner Meinung nach auch nicht gerade zugute kam, ist, dass man mit keiner der Figuren mitfiebert oder Mitleid haben kann. Sie berühren einen emotional null, nada, niente - auch wenn wenigstens Daniel den Leser in zumindest einem Punkt positiv überrascht. Und von der rasanten Action aus "Dunkle Ernte" ist auch nicht viel geblieben. Im ersten Viertel etwas bei der Jagd nach Markus, dann viel Leerlauf mit Rückblenden hinsichtlich der Vorkommnisse in der Bank und Daniels Werdegang, ein paar Ermittlungen von Markus und die Angst der Gierbanker, die Geld abgezweigt haben, vor einem ihrer besten Kunden, dem Boss eines Drogenkartells, der seine Kohle wiederhaben will, bevor es gegen Schluss ein eher "Ruckzuck"-Finale gibt, in dem die bösen Wichtel ganz schnell den Löffel abgeben. Als Kniff bleibt nur noch die Enttarnung eines der Drahtzieher der gewalttätigen Verfolgungsjagd in London und Guatemala. Sonst ist ausser den flüssigen Stil und ein paar Cliffhangern, die die Story auch  nicht retten können, nichts mehr von der Klasse des Erstlings übriggebleiben. Und als Thriller im Finanzbereich habe ich schon entschieden bessere Werke gelesen wie z. B. "Das Nummernkonto" von Christopher Ride. Muss man nicht unbedingt gelesen haben. Schade, denn nach "Dunkle Ernte" hatte ich mehr erhofft. 


                  jerry garcia

                  • Gast


                  Jean-Christophe Grange. Olivier Passan, Pariser Mordkommissar mit einer Passion für die japanische Kultur, ist einem brutalen Serienkiller auf der Spur, der es auf schwangere Frauen abgesehen hat. Zugleich versucht er zu begreifen, warum die Ehe mit seiner Frau Naoko gescheitert ist. Als in seinem Haus bedrohliche Dinge geschehen, vermutet Passan zunächst Racheakte des Killers. Doch dann mehren sich die Anzeichen, dass die Anschläge in Zusammenhang mit einem offenbar wohlbehüteten Familiengeheimnis stehen.

                  Passan hat herausbekommen, wo der "Geburtshelfer", wie die Medien den Serienkiller nennen, der den Frauen den Fetus aus dem Leib schneidet und ihn dann zusammen mit der Frau und den möglichen Beweisen verbrennt, wo der Psychopath sein nächstes Opfer ermorden will. Doch Passan ist nicht offiziell unterwegs. Der Killer hat schon im Vorfeld wegen des Drängens des Kommissars eine Verfügung erwirkt, dass dieser ihm nicht mehr näher als auf zweihundert Meter kommen darf. Doch Passan stört das nicht und prompt geht alles schief. Der Killer entkommt, alle möglichen Indizien werden für ungültig erklärt und Passan erhält den nächsten Rüffel. Natürlich setzt er sich über alle Befehle hinweg und verfolgt besessen den Täter weiter. Nebenbei hat er auch noch private Probleme. Er und seine japanische Ehefrau stehen vor der Scheidung, haben sich aber geeinigt, dass es eine vernünftige Trennung mit nur einem Anwalt wird und dass man sich auch weiter gemeinsam um die Kinder kümmert. Doch schon bald kommt es zu unheimlichen Geschehnissen in der Villa der beiden. Einmal liegt sogar ein gehäuteter Affe im Kühlschrank. Passan verdächtigt zuerst den Serienkiller, sich an ihm rächen zu wollen, muss aber bald einsehen, dass an dieser These nichts dran ist. Die Bedrohung lauert in seinem direkten Umfeld.

                  "Die Wahrheit des Blutes" dreht sich um Wünsche und Hoffnungen, um ein Ehepaar, das sich nicht nur auseinandergelebt hat, sondern völlig gegensätzliche Vorstellungen hat. Während Passan wie besessen von der alten Kultur Japans ist, will sich seine Frau gerade von diesen Traditionen lösen und sich dem westlichen Lebensstil zuwenden. Ausserdem ist Passan ein knallharter Bulle geworden, der seinen Frust aus dem vermasselten Eheleben auf den Job überträgt und somit seine inneren Dämonen zu beschwichtigen sucht. Er hat seine eigenen Regeln aufgestellt. Er ist ebenso wie die meisten Figuren im Buch von Jean-Christophe Grange abweichend von der Norm geschildert (obwohl es an Bullen, die wider den Willen ihrer Vorgesetzten eigene Wege gehen ja auch schon genügend gibt), ob es nun der Punkerpolizist mit dem dezernatsinternen Drogenhandel oder seine Gattin Naoko sind - alle haben ihr Päckchen zu tragen und zeigen es nur durch Äußerlichkeiten, nicht durch Worte. Grange widmet sich auch ausführlich der japanischen Kultur, ihren Werten, ihren Mythen und sogar den Nachwirkungen des schrecklichen Bebens von Fukushima. "Die Wahrheit des Blutes" enthält durchaus auch die bizarren und düsteren Elemente, die man von Grange schon kennt und er lässt hin und wieder auch extreme und blutige Gewalt aufblitzen, doch leider kennt man den Täter schon früh, worunter die Spannung leidet und irgendwie kam es mir so vor, als habe er die beiden Handlungsstränge nicht richtig zusammenführen können, sie erscheinen wie zwei voneinander getrennte Geschichten. Und auch der Part mit seiner Familiengeheimnis und der Bedrohung seiner Lieben wird viel zu früh offengelegt und nähert sich dann einem zu erwartenden Showdown. Mir hat das Besondere an dem Buch gefehlt, das Grange sonst auszeichnet, alles irgendwie schon einmal dagewesen und ein viel zu schlichtes Ende, wie es von jedem anderen Autor hätte stammen können. So bleibt eigentlich viel Eheanalyse verpackt in einen handelsüblichen Thriller. Nicht gerade die Bestleistung des Autors.


                  Offline JasonXtreme

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                    Hmhmmmm is das somit schlechter als SCHWARZES BLUT? Das fand ich am lahmsten
                    Einmal dachte ich ich hätte unrecht... aber ich hatte mich geirrt.


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                    jerry garcia

                    • Gast
                    Der Reißer ist es auf jeden Fall nicht. Alles zu banal. Und die Verknüpfung der beiden Handlungsstränge ist auch nur an den Haaren beigezogen. Da würd ich eher zu einem bzw. vorerst dem Minier raten.


                    jerry garcia

                    • Gast


                    Ken Bruen. In den 50-er Jahren wurden im Magdalenenstift in Galway Mädchen misshandelt, erst jetzt fliegt der Skandal auf. Nun soll Jack Taylor eine Frau finden, die den Maggiers damals zur Flucht verholfen hat.

                    Jack Taylor, derzeit so trocken wie die Sahara, steht bei Bill Cassell noch in der Schuld. Die soll er jetzt einlösen, indem er für den Mann eine Frau finden soll, die den Mädchen aus dem berüchtigten Magdalenenstift zur Flucht verholfen hat. Obwohl Jack aus Ehrgefühl sofort seine Zustimmung gibt, den Auftrag zu übernehmen, lässt Cassell seine Leute (einen simplen Schläger und den unbekannten Juicy Fruit-Killer) etwas Nachdruck ausüben. Während Jack sich im Hotel Bailey's einnistet, seiner Mutter und dem ihr ständig am Rockzipfel hängenden Prediger aus dem Weg geht und versucht, weiterhin Alkohol und sonstige Rauschmittel von sich fernzuhalten, wird er auf einen weiteren Job angesprochen. Für Terry soll er die Frau von dessen Vater überführen, dass sie diesen umgebracht habe. Daraus ergeben sich gleich mehrere Probleme: das Weib interessiert ihn und er hat inzwischen wieder mit Suff und Drogen angefangen und mogelt sich nur noch von Kater zu Kater, ohne etwas wirklich zustande zu bringen. Währenddessen werden in Galway innerhalb weniger Tage zwei junge Männer mit Kopfschüssen getötet, einer seiner wenigen verbliebenen Freunde hängt sich auf und eine junge Polizistin spricht ihn auf seine Fälle an.

                    "Jack Taylor fährt zur Hölle - Jack Taylor 3" könnte auch Jacks kleiner Leitfaden für Süchtige betitelt sein, denn Rückfälle, Auswirkungen des Konsums, schlechtes Gewissen und Halluzinationen nehmen eine großen Raum in dem Buch ein. Ansonsten nehmen knappe, lakonische Dialoge, schräge Figuren und Jacks eigene Sicht auf das Leben den ihnen zugestandenen Platz ein. Wieder beweist er sich neben seinen Fähigkeiten als Trinker und Ermittler als äußerst belesener Geselle, der sich zudem auch in den Sphären der Rockmusik bestens auskennt. Und in den wenigen lichten Momenten ackert er sich mühsam durch den Sumpf aus Verbrechen und Korruption, findet sogar die Gesuchte und klärt seine Fälle, bis er durch die eine oder andere Überraschung grad wieder von vorne beginnen kann. Für Freunde "Schwarzer Krimis" auf jeden Fall wieder ein Gewinn und diesmal sind die Lösungen nicht ganz so gradlinig serviert wie in den beiden vorherigen Werken.