Wie befürchtet wird es immer schlimmer:
Möglicherweise bis zu 50 000 Tote
Neu Delhi/Jakarta/Paris (dpa) - Zwei Tage nach der verheerenden Flutkatastrophe in Asien gehen Schätzungen inzwischen von 40 000 Toten und noch einmal 40 000 Vermissten aus. Diese Zahlen nannte die französische Regierung am Dienstag. Die Opferzahl könnte aber auch bereits bei 50 000 liegen, da Sri Lanka und Indien neue, höhere Zahlen nannten.
Nach unbestätigten Berichten sind mindestens 700 Ausländer unter den Toten. Das Auswärtige Amt in Berlin geht unterdessen Gerüchten nach, in dem thailändischen Badeort Khao Lak sei eine große Zahl deutscher Touristen ums Leben gekommen. Die TUI berichtete von 80 vermissten Deutschen in Khao Lak. Der Reiseveranstalter Thomas Cook hat keinen Kontakt zu etwa 300 Gästen in der Region Phuket.
Das überwiegend mit deutschen Touristen belegte Sofitel-Hotel «Magic Lagoon Khao Lak» rund 50 Kilometer nördlich von Phuket ist nach einem französischen Radiobericht durch die Flutwelle «völlig zerstört» worden. In dem 319-Zimmer-Hotel waren zum Zeitpunkt der Katastrophe nach Angaben der Hotelgruppe Accor etwa 350 Gäste sowie 200 bis 250 Mitarbeiter. Die Mehrheit der Hotelgäste seien «deutscher Herkunft» gewesen, sagte Accor-Chef Jean-Marc Espalioux dem Fernsehsender LCI.
Nach neuesten Angaben dürfte sich vor allem in Indonesien die Zahl der Opfer weiter drastisch erhöhen. «Wir haben keine bestätigten Daten, aber ich denke zwischen 21 000 und 25 000 Menschen» könnten allein in Indonesien getötet worden sein, sagte der Vizepräsident des Landes, Yusuf Kalla. Bisher war Indonesien von etwa 5000 Toten ausgegangen. Allein auf den indischen Inseln Andaman und Nicobar in der Bucht von Bengalen wurden 3000 Todesopfer beklagt. Dort werden noch 3000 Menschen vermisst. Insgesamt stieg die Zahl der Toten in Indien nach Angaben des staatlichen Fernsehens auf rund 9500. Mehr als 100 Menschen sind auch im ostafrikanischen Staat Somalia nach Regierungsangaben von der Flutwelle getötet worden.
Die thailändische Regierung rechnet nach der verheerenden Flutwelle nun mit mehr als 2000 Toten. Mehr als 1000 Menschen würden noch vermisst, sagte Premierminister Thaksin Shinawatra nach einem Besuch in der Katastrophenregion. Sri Lanka, wo nach offiziellen Angaben mehr als 18 500 Menschen starben, bereitet sich auf Massenbegräbnisse vor. Die meisten der Leichen seien weiterhin nicht identifiziert, teilten die Behörden mit. Sie lägen in Leichenhallen, auf Krankenhausfluren und unter freiem Himmel und müssten bald beerdigt werden.
Nach UN-Angaben sind Millionen von Menschen von Krankheiten infolge der Schäden und Verwüstungen bedroht. Das Trinkwasser sei für Millionen ungenießbar. Am schlimmsten betroffen sind arme Fischerdörfer an den Küsten Südindiens und Sri Lankas. Mindestens ein Drittel der Toten sind Kinder. Unterdessen lief unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen ein beispielloser multinationaler Hilfseinsatz an, der viele Milliarden Dollar kosten könnte. Die UN forderte alle Staaten, die zur Hilfe in der Lage sind, zu großzügiger Unterstützung auf.
Das Auswärtige Amt in Berlin (Hotline: 030 5000 1000) machte nach wie vor keine Angaben über Tote und Verletzte aus Deutschland. Reiseveranstalter bestätigten bisher vier Tote aus Deutschland. Mindestens 6400 deutsche Urlauber hielten sich in der Region auf. Nach offiziellen Angaben starben bei der Flutkatastrophe auch 22 Franzosen, 16 Briten und 2 Niederländer. Am Montag kehrten die ersten Überlebenden nach Düsseldorf, München und Frankfurt zurück. Die Passagiere wurden von Sanitätern und Notfallseelsorgern sowie Angehörigen und Freunden in Empfang genommen. Viele Fluggäste wurden mit Decken versorgt, da sie ihr Gepäck verloren hatten. Zum Teil wurden die Fluggäste von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Am Dienstag trafen weitere Überlebende aus der Flutregion zu Hause ein.
Meteorologen warnten unterdessen vor Nachbeben und weiteren Flutwellen. Bis Montagabend hat das indische meteorologische Institut 31 schwerere Nachbeben registriert. Sie haben aber anscheinend keine katastrophalen Tsunami-Wellen ausgelöst. Derweil erreichten die Tsunami vom Sonntag auch das mehr als 8000 Kilometer entfernte Neuseeland. Auch an den Westküsten Australiens registrierten Meteorologen einen erhöhten Wellengang.
Quelle: arcor.de