Das WaisenhausIch habe absolut keine Ahung, warum ich den Film so lange vor mir her geschoben habe.
Vermutlich wegen der durchweg guten Bewertungen und der möglichen Entäuschung, die ich vermeiden wollte. Nun ja, nach dem Sprichwort "Was lange währt, wird endlich gut" ist er so eben auf der "heimischen Leinwand" gelaufen und ich bin sehr zufrieden mit diesem außerordentlich gelungenen Beitrag aus Spanien. Bei seinem ersten abendfüllenden Spielfilm hat Juan Antonio Bayona alles richtig gemacht. Die Geschichte, welche das allseits beliebte Geisterthema aufgreift ist dabei gar nicht mal so originell. Tote Kinder, die den Lebenden erscheinen tauchten in den letzten Jahren immer wieder in Grusel- und Horrorfilmen auf. Das Sub-Genre "Geister-Grusel" war auch schon zur Entstehungszeit von "Das Waisenhaus" relativ abgegrast. Gerade aus Asien kamen ein paar wirklich gute Vertreter und selbst die Spanier hatten sich dem Thema auch schon gewidmet. Wie ein Film trotz dieser Grundidee punkten kann, wird hier gezeigt. Von der guten Besetzung (die Mutter spielt große klasse und den Vater hab ich erst gestern bei "Kidnapped" gesehen), der tollen Ausstattung bis hin zur sehr guten Kameraarbeit, welche zusammen mit der unheimlichen Geräuschkulisse eine packend Atmo erzeugt, ist alles auf höchstem Niveau. Der Aufbau des Filmes ist sehr klassisch gehalten und erinnert nicht selten an die großen Gruselklassiker der 60er und 70er. Die Geschichte nimmt sich Zeit, den Zuschauer in das Szenario einzuführen. Man erfährt in kleinen Schritten die Hintergründe. OK, wenn man es genau nimmt, kann man einiges recht früh erahnen und die (wie in solchen Filmen übliche) Geschichte aus der Vergangenheit wird im Grunde schon vorzeitig aufgelöst. Bis dahin gibt es eine Hand voll gruseliger Augenblicke, die schon sehr gut Gänsehaut verursachen. In den Pinkelpausen hab ich hinter jeder Tür etwas übernatürliches vermutet
Zu dem Zeitpunkt war ich schon sehr angetan, aber was die letzte halbe Stunde dem Zuschauer um die Ohren knallt ist Grusel at its best. Permanentes Kribeln und aufstellen der Nackenhaare sprechen für sich. Selten hat mich ein "phantastischer Film" in letzter Zeit so in seinen Bann gezogen, selbst das
recht kitschige "semi happy end" hat was schaurig schönes und kommt doch recht überraschend und harmonisch
. Alles in Allem zählt "El Orfanato" zu den besten und unheimlichsten Gruslern der letzten Jahre. Gerade durch das Verzichten auf plakative Schocks und Terrorelemente hebt er sich ein wenig von modernen Produktionen ab und kommt angenehm klassisch rüber. Im direkten Vergleich mit anderen europäischen Filmen die ähnlich gelagert sind, hat er in jedem Fall die Nase vorne.
mit Tendenz nach oben. Ob der beim zweiten Mal noch so gut zieht, kann ich allerdings nicht sagen. Ich glaub aber schon, da er über weite Strecken einfach nur creepy ist.
Da bin ich doch gespannt, was der Bayona noch so auf die Beine stellt. Der Tsunami-Katastrophenfilm
The Impossible mit Ewan McGregor und Naomi Watts befindet sich in der Postproduktion.