Justine - Grausame Leidenschaften
- zuerst dachte ich der ist von Jess Franco. Stimmt aber nicht. Es ist nicht der Schmuddel Film mit Kinski als Maquis de Sade, sondern die "Literaturverfilmung" von Christ Bogner, der sonst nichts nennenswertes gedreht hat. Basierend auf den Werken von de Sade, erlebt der Zuschauer das Schicksal der Schwestern Justine und Juliette, die in einer Klosterschule als Waisen aufwachsen. Justine ist keusch und fromm, während Juliette genau weiß wie der Hase läuft. Sie setzt ihren Körper ein, verführt Nonnen und kommt zum Schluss, dass nur Verderbtheit im Leben weiterhilft. Nun, nachdem Mutter Oberin sich an Justine vergehen will, entschließen sich die Schwestern das Kloster zu verlassen. Bei einer Freundin, die in einem Bordell arbeitet, kommen sie zunächst unter. Juliette bekommt sofort Arbeit, denn als Jungfrau lässt sich viel Geld verdienen. Justine hat es nicht so mit dem prostituieren, klaut eine Silberschatulle und haut ab. Zunächst geht sie zu dem Pfarrer, der ihr am Anfang des Films Schutz angeboten hat - doch der möchte im trunkenen Zustand auch dem Mädel nur an die Wäsche. Dabei stürzt der Mann von der Burgzinne und Justine gerät auf der Fluch in die Fänge einer Diebesbande. Juliette lässt sich in der Zwischenzeit von einem Grafen entjungfern, der sich in sie Verliebt und direkt heiraten will. Er verspricht Juliette ihre Schwester Justine zu suchen und gerät dabei ebenfalls in die Fänge der Diebesbande...
Nun, der Film ist flott erzählt, etwas frivol, aber nie explizit. Koo Stark ist wundervoll als fromme Justine und versucht bis zuletzt ihre Tugend und Ehre zu bewahren. Leider transportiert der Film eine eindeutige Botschaft: Tugend lohnt sich nicht. Denn hier sind alle Männer und auch Frauen Schweine... Man kann wirklich niemandem trauen.
"Cruel Passion" ist eigentlich mehr Arthouse-Film als Schmuddelkino und insgesamt sehr unterhaltsam. Das Finale ist für den Zuschauer einen Tritt zwischen die Beine und schmerzt unheimlich. Dennoch: solide Verfilmung mit guter Besetzung. Kein Muss, aber ein Kann.
Blutige Seide
- was soll ich sagen. DER Ur-Giallo. Bavas Krimi definierte nicht umsonst ein ganzes Genre. Von der ersten Sekunde an besticht der Film durch eine exzellente Farbgebung, Dekors, Licht und Kameraarbeit. Argento war eindeutig durch Bava geprägt. Aber auch Bava bediente sich bei den großen, etwa bei Hitchcock (Stichwort Handtasche). Die Handlung ist simpel. In einer Modeagentur wird ein Model umgebracht. Eine Kollegin findet ein Tagebuch der Toten und schon bald ist die nächste Schnitte an der Reihe. Der gesichtslose Mörder lässt jeden verschwinden, der einen Hinweis auf seine Identität vermutet. Mit Regenmantel, Hut und Handschuhen, killt er sich durch die Reihen der Mädels. Leider gibt es in der deutschen Fassung den berühmten "Knight Moves" Fehler. Der Mörder ruft sein nächstes Oper an - und die Stimme ist in der deutsche Fassung nicht verstellt. Da damals die Kinofilme mit bekannten Synchronsprechern besetzt wurden, war mir sofort klar, wer der Killer ist. Auch wenn es mehrere falsche Fährten gibt, war für mich als geübter Giallo-Fand schnell die Lösung klar. Man muss sich aber bewusst sein: es war der erste seiner Art. Deshalb war das Finale mit doppeltem Boden natürlich für viele eine Überraschung.
Fazit: Genialer, zeitloser Klassiker des Italo-Kinos, mit wenigen fiesen Morddetails, einem jazzigem Soundtrack und einer wundervollen Optik.